Genf (epd). Der Weltkirchenrat und der Lutherische Weltbund (LWB) kritisieren den von der US-amerikanischen Regierung vorgelegten Nahost-Plan. Der Plan sei keine reale, nachhaltige und gerechte Lösung, sondern ein Ultimatum, erklärte der Generalsekretär Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit, am 29. Januar in Genf. Er forderte die Regierungen anderer Staaten auf, dem Konzept nicht zuzustimmen.
Der US-Plan sei ohne eine Beteiligung der betroffenen Palästinenser erstellt worden, und mit ihm würden die Vorgaben Israels verfolgt. Ziel eines nahöstlichen Friedensprozesses müsse eine faire Zweistaaten-Lösung sein, die einen lebensfähigen und unabhängigen Staat Palästina beinhalte.
Der Lutherische Weltbund erklärte, dass Frieden nie einseitig verhängt werden könne. LWB-Präsident Panti Filibus Musa und LWB-Generalsekretär Martin Junge betonten, nachhaltiger Friede entstehe aus respektvollem Dialog, Verhandlungen und Kooperation zwischen den Konfliktparteien.
"Ingnoriert fundamentale Prinzipien"
US-Präsident Donald Trump hatte am 28. Januar seinen lange angekündigten Plan für einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern vorgelegt. Trump zufolge würden beide Seiten von dem Vorschlag profitieren. Zwar ist darin eine Zweistaatenlösung vorgesehen, laut Experten wird in dem Plan allerdings das seit langem geplante Ziel eines vollwertigen Palästinenser-Staates aufgegeben. Die Rede ist unter anderem auch von einer Entwaffnung der Palästinenser. Die palästinensische Führung wies den US-Vorschlag umgehend zurück.
Der Lutherische Weltbund erklärte dazu, der Plan ignoriere fundamentale Prinzipien des internationalen Rechts, der Menschenrechte sowie von Erklärungen der UN-Generalversammlung und des UN-Sicherheitsrates. Damit werde ein gefährlicher Weg für die Zukunft beschritten.
Der LWB rief die Staatengemeinschaft dazu auf, sich weiter für die Achtung internationaler Gesetze, für multilaterale Kooperationen und Verhandlungen einzusetzen. Das sei der einzige Weg zu Sicherheit und einem anhaltenden Frieden. Zudem verlangte der LWB sofortige Maßnahmen, um humanitäres Leid im Westjordanland und im Gazastreifen zu beenden.
Die rund 150 Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes wurden dazu aufgerufen, für Frieden im Heiligen Land zu beten und entsprechende Verhandlungen zu unterstützen. Der LWB wurde 1947 gegründet. Ihm gehören mehr als 75,5 Millionen Christinnen und Christen an. Im 1948 gegründeten Weltkirchenrat sind 350 Kirchen vereint, die mehr als 500 Millionen Gläubige repräsentieren.