Mühsam ist der Anfang des Synodalen Wegs: Beim ersten Treffen zwischen katholischen Bischöfen, Ordensleuten und Kirchenbasis zeigt sich, wie schwierig es wird, in einen konstruktiven Reformdialog zu kommen. Zu den ersten Wortmeldungen zählt die eines erklärten Skeptikers des Synodalen Wegs. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer stellt die Grundlage des Synodalen Wegs infrage, den Zusammenhang zwischen sexuellem Missbrauch und institutionellem Versagen der katholischen Kirche.

Genau das hatten die Autoren der MHG-Studie der Kirche 2018 bescheinigt: Sexueller Missbrauch wird begünstigt durch die Machtstrukturen der Kirche, durch die fast absolute Macht von Priestern, Bischöfen und Ordensvorstehern, die Systeme der Ausbeutung und Unterdrückung einerseits und Vertuschung andererseits möglich gemacht haben.

Unwissenschaftlich

Doch für Voderholzer ist die Studie unwissenschaftlich, für ihn hat der Missbrauch nichts mit den Strukturen der Kirche zu tun. Der Satzung hatte er im Herbst bei der Vollversammlung der Bischofskonferenz in Fulda nicht zugestimmt, er behielt sich vor, jederzeit aus dem Reformdialog, der die Kirche aus der Krise führen soll, auszusteigen.

Der Synodale Weg als Konsequenz aus den Ergebnissen der Studie wird schon angegriffen, da sitzen Bischöfe und Laien noch keine Stunde im ehemaligen Dominikanerkloster in Frankfurt am Main, unweit des Doms, zusammen.

Der Synodale Weg ist ein innerkatholischer Reformprozess, der von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und der wichtigsten katholischen Laienorganisation, dem Zentralkomitee der Katholiken, initiiert wurde, um über die Lehren aus dem Missbrauch zu sprechen und Veränderungen in vier zentralen Bereichen zu beschließen: der Umgang mit klerikaler Macht, der Ehelosigkeit von Priestern, der katholischen Sexualmoral und die Beteiligung von Frauen in der Kirche. Auch in den ersten Diskussionen der Synodalversammlung geht es um Macht und um Deutung. Und sie zeigen, wie weit auseinander die Positionen liegen und wie viel argumentative Arbeit in den kommenden zwei Jahren vor den Teilnehmern liegt. Denn Beschlüsse über mögliche Reformen müssen mit Zwei-Drittel-Mehrheit abgestimmt werden, die eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe enthält.

Geschäftsordnungsfragen

Die Kirchenbasis ringt um ihre Macht. Das zeigt sich bei der langen Diskussion über die Geschäftsordnung und die Besetzung der Synodalforen, Arbeitsgruppen, die die Beschlussvorschläge für die Synodalversammlung vorbereiten. Auf der Tagesordnung sind dafür eigentlich insgesamt nur eineinhalb Stunden am 31. Januar und 1. Februar vorgesehen, schon am Freitagnachmittag hinkt die Tagesordnung über drei Stunden hinterher. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit den vier zentralen Themen hat noch nicht begonnen.

Die Diskussion über die Geschäftsordnung, die mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit beschlossen werden muss, gerät zur Machtprobe. Die Delegierten debattieren über Änderungsvorschläge: Am Ende wird es möglich, dass bei einzelnen Abstimmungen eine Mehrheit der anwesenden Frauen erforderlich wird. Es soll ein Gegengewicht zu den Stimmen der Bischöfe sein. Die Besetzung der Synodalforen ist ein weiteres Streitthema. In den vier Arbeitsgruppen sollen nur 30 bis 35 Delegierte sitzen, das bedeutet, dass nicht jeder der insgesamt 230 vorgesehenen Delegierten der Synodalversammlung einen vollwertigen Platz in einem Synodalforum erhalten kann. Für viele ist das ein Mangel an Transparenz und Partizipation.

Die erste Synodalversammlung ist auch eine Lektion in Sachen Basisdemokratie. Die Delegierten sitzen alphabetisch geordnet, so sitzen die Bischöfe gut einsortiert zwischen den übrigen Teilnehmern.

Kardinal nicht multitaskingfähig

Der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, beklagt sich zwischendurch, er sei nicht multitaskingfähig und könne der Diskussion nicht zuhören und die Änderungsanträge für die Geschäftsordnung lesen. Deswegen fühle er sich nicht in der Lage ad hoc abzustimmen. Eine Jungdelegierte beschwert sich über die vielen lateinischen Begriffe in den Vorlagen.

Pater Bernd Hagenkord, geistlicher Begleiter des Synodalen Wegs, bringt die Stimmung am ersten Tag auf den Punkt: "Es gibt niemanden, der nur da sitzt, um zu zuhören", sagt er am Freitag vor Journalisten. Seine Kollegin Maria Boxberg spricht von einer "leidenschaftlichen Debatte" im buchstäblichen Sinn: Manches sei leidvoll, doch alles geschehe mit einer großen Liebe zur Kirche.