Düsseldorf (epd). Die NS-Gedenkstätten in Nordrhein-Westfalen haben 2019 einen neuen Höchststand bei den Besucherzahlen erreicht. Im vergangenen Jahr seien etwa 410.000 Menschen in die 29 NS-Gedenkstätten und Erinnerungsorte zu Führungen, Seminaren oder weiteren Veranstaltungen gekommen, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft, Klaus Kaiser, am 24. Januar in Düsseldorf. Das bedeute gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg um fast 15.000 Besucher.
Gerade vor dem Hintergrund, dass rechtspopulistische und rechtsextreme Parolen in Deutschland "wieder salonfähig" würden, zeige sich damit, wie wichtig die NS-Gedenkstätten "als Orte der Verständigung über unser gemeinsames Selbstverständnis und die Grundlagen des Zusammenlebens sind", betonte Kaiser. Im Mittelpunkt der Arbeit der Einrichtungen, die in der Regel aus ehrenamtlichen, lokalgeschichtlichen Initiativen entstanden, stehe die Auseinandersetzung mit dem konkreten Handeln von Tätern und der Situation von Opfern und Zuschauern.
Die meisten Besucher hatte im vergangenen Jahr das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln mit über 97.000. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang in der Eifel (über 76.800 Besucher) und die frühere SS-Kaderschmiede Wewelsburg bei Paderborn (fast 63.100).
Perspektive der Opfer und auch der Täter
Die Gedenkstätten leisteten "einen wichtigen Beitrag für die historisch-politische Bildung und die Demokratie in Deutschland", sagte der Vorsitzende des Arbeitskreises der NS-Gedenkstätten und -Erinnerungsorte, Alfons Kenkmann. Die wachsende Besucherzahl bezeichnete er als "positive Abstimmung mit den Füßen". In den Einrichtungen lernten die Besucher - unter ihnen viele Schulklassen - Geschichte aus der biografischen Perspektive der Opfer und Täter.
Das Land unterstützt die Einrichtungen derzeit mit 1,8 Millionen Euro pro Jahr. Das sei etwa ein Fünftel mehr als noch 2017, sagte Kaiser. Der Betrag macht etwa 20 Prozent der Gesamtfinanzierung der NS-Gedenkstätten aus, die in der Regel von den Kommunen getragen werden. Unterstützt wird die Arbeit der Einrichtungen zudem durch Förderprogramme der Landeszentrale für politische Bildung.
Um die Arbeit der Gedenkstätten bekannter zu machen, wird am 28. April eine Wanderausstellung im Düsseldorfer Landtag eröffnet, die die Arbeit der Einrichtungen vorstellt. Die Schau soll nach den Sommerferien auch in den weiteren Regierungsbezirken in NRW zu sehen sein.