Nordrhein-Westfalen trauert um den ehemaligen Arbeits- und Sozialminister Guntram Schneider. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) würdigte am 4. Januar den im Alter von 68 Jahren in Dortmund gestorbenen SPD-Politiker und langjährigen DGB-Vorsitzenden als eine Persönlichkeit "mit Herz für das Land und Herzblut für die Sache". Schneider war von 2010 bis 2015 Minister für Arbeit, Integration und Soziales und zuvor Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Nordrhein-Westfalen.

Für Guntram Schneider habe bei all seinem Engagement in der Gewerkschaft und der Politik der Mensch im Mittelpunkt gestanden, erklärte Ministerpräsident Laschet in Düsseldorf. Als langjähriger DGB-Vorsitzender habe er leidenschaftlich für Chancengerechtigkeit in Schule und Beruf gekämpft. "Solidarität war bei ihm nicht wissenschaftliche Theorie, sondern gelebte innere Haltung." Guntram Schneider habe auch denjenigen wertgeschätzt, der anderer Meinung war. "Ich werde ihn vermissen", erklärte Laschet.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in NRW erinnerte daran, dass auf Schneiders Initiative hin unter dem damaligen und heutigen Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) das "Sonderprogramm Ausbildung" realisiert wurde, das 3.000 außerbetriebliche Ausbildungsplätze schuf. "Soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit, Teilhabe, Tarifautonomie und Mitbestimmung, dafür setzte er sich ein", erklärte der DGB.

"Gewerkschafter mit Verstand, Tatkraft und viel Herz"

Der Düsseldorfer Arbeitsminister Laumann (CDU) erinnerte an seinen Amtsnachfolger und Vorgänger im Kabinett als einen "Gewerkschafter mit Verstand, Tatkraft und viel Herz". Solidarität sei für ihn nicht nur eine Worthülse, sondern eine Lebenseinstellung gewesen. "Ich trauere um einen langjährigen Weggefährten, dem ich vertraute und der für mich mehr war als nur ein Kollege."

Landtagspräsident André Kuper würdigte Schneider als einen Mann mit Humor und der Worte. Seine Beiträge hätten die Debattenkultur im Landtag bereichert. Kuper verwies auch auf Schneiders Engagement in Israel und für die Aussöhnung zwischen Israel und Deutschland. Als DGB-Vorsitzender sei er einer der ersten gewesen, die Partnerschaften mit der israelischen Gewerkschaft Histadrut nicht nur geschlossen, sondern auch glaubwürdig gelebt habe. Schneider gehörte dem Landtag von 2012 bis 2017 an.

Bundesweit Vorreiter mit Teilhabe- und Integrationsgesetz

Mit Schneider verbinde die Partei große Verdienste um eine soziale Arbeitsmarktpolitik, erklärte die SPD in NRW. Schneider sei unter anderem maßgeblich an der Einführung des "Kein Abschluss ohne Anschluss"-Projektes beteiligt gewesen, das Jugendlichen mit Startschwierigkeiten den Übergang von Schule in Beruf erleichtern soll.

Die ehemalige Ministerpräsidenten Hannelore Kraft (SPD), die Schneider 2010 in ihr Kabinett geholt hatte, würdigte Schneider als einen Mann mit klaren Überzeugungen, Durchsetzungskraft und Aufrichtigkeit. Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Düsseldorfer Landtag, Thomas Kutschaty, erinnerte unter anderem an Schneiders Verdienste als Integrationsminister. Mit dem ersten Teilhabe- und Integrationsgesetz eines Flächenlandes habe er NRW bundesweit zum Vorreiter gemacht.

Stadt Dortmund legt Kondolenzbuch aus

Die Stadt Dortmund will Bürgern nun die Gelegenheit geben, ihrer Trauer um Guntram Schneider Ausdruck zu verleihen. Von 7. Januar an liegt ein Kondolenzbuch im Rathaus am Friedensplatz auf der ersten Etage aus, wie die Stadt mitteilte. Oberbürgermeister Ulrich Sierau (SPD) betonte die enge Verbundenheit Schneiders mit der Stadt Dortmund, wo er 1985 Vorsitzender des DGB-Kreises war. Schneider habe für den Mindestlohn gekämpft und "durch seine streitbare und empathische Art dafür gesorgt, dass sich viele Menschen mit der SPD nach der Hartz-IV-Gesetzgebung wieder aussöhnen konnten".

Guntram Schneider wurde nach Angaben der Staatskanzlei am 2. Juli 1951 in Gütersloh-Isselhorst geboren. Er machte eine Lehre als Werkzeugmacher und trat schon früh der Gewerkschaft IG Metall bei. 1985 wurde er Vorsitzender des DGB-Kreises Dortmund. 2006 wurde er zum Landesvorsitzenden des DGB in Nordrhein-Westfalen gewählt. Ministerpräsidentin a.D. Hannelore Kraft (SPD) ernannte Guntram Schneider am 15. Juli 2010 zum Minister für Arbeit, Integration und Soziales. Er leitete das Ressort bis September 2015.