Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed hat in Oslo den Friedensnobelpreis entgegengenommen. Zu Beginn seiner Rede am 10. Dezember dankte er dem eritreischen Präsidenten Isayas Afewerki. Dessen guter Wille, Vertrauen und Einsatz hätten den Frieden zwischen Äthiopien und Eritrea erst ermöglicht. Die Verpflichtung beider Länder für den Frieden sei unerschütterlich, betonte Abiy. Zugleich räumte er ein, dass der Weg zu einem umfassenden Frieden noch weit sei. Auf Kritiker, die die wachsenden Unruhen zwischen Ethnien in Äthiopien und die stockende Öffnung des nach wie vor autoritär regierten Eritrea ins Feld führen, ging Abiy nicht ein.

Die Vorsitzende des norwegischen Nobelkomitees, Berit Reiss-Andersen, hatte die Würdigung zuvor mit dem persönlichen Einsatz des 43-Jährigen für den Frieden mit Eritrea, die politische Öffnung Äthiopiens sowie Abiys Einsatz für Frieden in der Region begründet. Abiy repräsentiere eine neue Generation afrikanischer Politiker, die Konflikte mit friedlichen Mitteln beilegen wollten.

Pressekonferenz abgesagt

Das Horn von Afrika müsse zum friedlichen Füllhorn des ganzen Kontinents werden, forderte Abiy. Weder Terroristen noch Supermächte dürften die Region missbrauchen, um dort ihre Stützpunkte zu errichten. Abiy betonte die Bedeutung der jungen Bevölkerung für den Frieden. Sieben von zehn Afrikanern seien unter 30 Jahre alt. Ihre Generation fordere soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit sowie ein Ende der Korruption. "Die Jugend fordert gute Regierungsführung auf der Basis von Transparenz und Verantwortung", sagte Abiy. "Wenn wir unserer Jugend diese Gerechtigkeit verweigern, wird sie den Frieden verweigern."

Zuvor hatte Abiy die traditionelle Pressekonferenz und mehrere andere Termine, bei denen Fragen zugelassen gewesen wären, abgesagt. Gut 250 Eritreer im skandinavischen Exil demonstrierten in Oslo gegen die Verleihung an Abiy, weil wirkliche Erfolge seiner Friedenspolitik noch ausstünden. Die Verleihung umfasst mehrere Termine von Dienstag bis Donnerstag. Am Abend lädt das Nobelkomitee zu einem Bankett mit etwa 250 Gästen ein.