Der nordrhein-westfälische SPD-Politiker Thomas Kutschaty hat zum 100-jährigen Bestehen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge an das Friedensengagement des Vereins und auch an seine teils belastete Geschichte erinnert. "Heute ist der Volksbund sich der Tatsache bewusst, dass er einen schwierigen Spagat bewältigen muss", sagte Kutschaty am 10. Dezember auf dem Festakt im Düsseldorfer Landtag laut Redetext. Als Vorsitzender des Landesverbandes NRW unterstrich der Abgeordnete: "Ohne pauschale Schuldzuweisungen müssen wir erkennen, dass auf jedem deutschen Soldaten, der im Zweiten Weltkrieg gekämpft und dabei sein Leben gelassen hat, der Schatten der NS-Diktatur lastet."

Landesvorsitzender Kutschaty würdigt Engagement für Frieden

Kutschaty erinnerte daran, dass der Volksbund, der am 16. Dezember 1919 in Berlin gegründet wurde, Akteur in der Weimarer Republik und im Dritten Reich war. Er sei nicht unschuldig an der Aushöhlung der Weimarer Demokratie gewesen. "Und durch den Bau monumentaler Kriegsgräberstätten war er ein willfähriges Werkzeug der Nationalsozialisten", sagte er. Angesichts der Schrecken, die im 20. Jahrhundert von Deutschland ausgegangen seien, müssten die Deutschen "sehr dankbar für die offenen Hände sein, die uns die Europäer und die Amerikaner nach diesem Krieg entgegenstreckten".

Der Volksbund, der mittlerweile 834 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten Europas und Nordafrikas angelegt habe und rund 2,8 Millionen Gräber pflege, trage dieser Verantwortung heute Rechung, betonte der Vorsitzende des NRW-Landesverbandes. Die Arbeit des Vereins stehe auf der Grundlage des humanitären Völkerrechts, des Grundgesetzes und der europäischen Grundrechtecharta. "Die Erinnerung an Krieg und Gewaltherrschaft betrachten wir als Mittel der Verständigung, des Friedens, der Freiheit und der Demokratie; Kriegsgräberfürsorge verstehen wir als Beitrag zur europäischen Integration."

Dass der Volksbund auch in Zukunft gebraucht werde, zeigten die einschneidenden Erlebnisse der jüngsten Zeit, sagte Kutschaty. Die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und das Attentat auf die Synagoge in Halle versetzten auch die Mitglieder des Volksbundes in große Sorge. "Denn wer, wenn nicht wir, wissen um die Folgen von rechtsextremer Hetze, Diffamierung Andersdenkender und Ausgrenzung von allen, die anders sind." Die Folgen begegneten den Aktiven im Volksbund bei ihren Besuchen der Kriegsgräberstätten mit "erschreckender Deutlichkeit".

Der Volksbund setzte sich für den Frieden ein und bringe junge Menschen mit Kriegsgräbern in Kontakt. "Wir sind wachsam gegenüber Versuchen, das Kriegstotengedenken einseitig politisch zu vereinnahmen."