Leipzig (epd). Das Leipziger Museum für bildende Künste präsentiert im kommenden halben Jahr drei wichtige Impressionisten - der Impressionismus, das moderne Malen selbst aber sollen nur eine Nebenrolle spielen. Wichtiger an der Reihe "Impressionismus in Leipzig 1900-1914. Liebermann, Slevogt, Corinth" ist dem Museum die Beschäftigung mit der eigenen Geschichte: "Teil I: Max Liebermann" ist am 23. November eröffnet worden.
Mehrere weitgehend in Vergessenheit geratene Verkaufsausstellungen des Leipziger Kunstvereins zwischen 1904 bis 1911 sollen so rekonstruiert werden, betonen Vize-Direktorin Jeannette Stoschek und Ausstellungskurator Marcus Andrew Hurttig bei einer Vorbesichtigung. Dass diese in der boomenden Messestadt stattgefunden haben, soll zeigen, dass Leipzig aus Sicht der damals führenden Galeristen des Kaiserreichs ein wichtiger Vermittlungsort impressionistischer Kunst gewesen sei.
Zugleich, erklärt Kurator Hurttig, stehe die kurze Dauer der historischen Ausstellungen von nur je vier Wochen sinnbildlich für die Beschleunigung in jenen letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, für den Aufbruch in Urbanität und Moderne. Diesem kunst- und sozialgeschichtlichen Hintergrund also will sich die Ausstellung widmen und empfängt den Besucher in Raum Eins recht folgerichtig - und etwas verkopft - mit diversen Zahlenkolonnen: Daten und Statistiken zu Mietpreisen, Kriminalität, Arbeitslosigkeit und Geburten im Leipzig um das Jahr 1900 laufen über die Wände.
Ausstellung wird ergänzt
Nebenan dann der wohl gelungene Versuch, durch Leihgaben aus Museen in Berlin, Bern, Frankfurt am Main oder Mannheim eben jene Liebermanns (1847-1935) zusammenzutragen, die dort schon vor gut 100 Jahren ausgestellt wurden. Ein Höhepunkt ist hier sicherlich die so farbenfrohe wie flüchtig-alltägliche Abbildung der "Judengasse in Amsterdam" von 1908.
Ein gutes Dutzend Werke Max Liebermanns hat das Museum für die Schau in zwei Räumen zusammengetragen. Überflüssig zu erwähnen, dass es sich hier nicht um eine Retrospektive handelt, wie Hurttig betont, sondern sich die Schau eben mit den damaligen gesellschaftlichen Verhältnissen und ihren sich stetig beschleunigenden Prozessen befassen will - und mit der Rolle des Leipziger Kunstvereins, der noch bis 1933 für das Programm des Museums verantwortlich war.
Und so kommen in den beiden anderen Räumen in vergleichbarer Werkanzahl unbekanntere Maler aus dem damaligen Bestand des Kunstvereins zum Zug. Liebermanns "Stillage", erklärt Hurttig, sei "nur zu verstehen durch den Kontrast". Und in der Tat wirken die Werke des Impressionisten im Vergleich zu jenen eines Friedrich Kaulbach oder eines Erich Erlers wie die kraftvoll-visionären Abbilder einer neuen Zeit. Ob sich dieser Effekt beim Besucher indes auch ohne die klärenden Worte des Kurators einstellt, werden diese nur selbst entscheiden können.
Dreimal wird die Ausstellung in den kommenden Monaten ergänzt und um neue Facetten des Impressionismus angereichert werden. Ab dem 17. Januar werden Liebermanns Werke zunächst mit jenen Max Slevogts (1868-1932) in Beziehung gesetzt, ab dem 26. Februar kommen Bilder Lovis Corinths (1858-1925) hinzu. Liebermann muss bereits zehn Tage vor dem zweiten Umbau weichen.
Sicher werden sich durch die Erweiterungen jeweils neue, spannende Bezüge ergeben. Ob dies jedoch zur Erfüllung des Wunschs von Kurator Hurttig beiträgt, jeder Interessierte möge die Ausstellung möglichst gleich dreimal besuchen, bleibt fraglich.