Die westfälische Präses Annette Kurschus entzündet am 1. Dezember die erste Sonntags-Kerze auf einem großen Adventskranz vor der evangelischen Erlöserkirche in Attendorn bei Olpe. Zuvor feiert die leitende Theologin in der Kirche einen Familiengottesdienst, wie die Kirchengemeinde am 25. November ankündigte. Anlass ist die Erfindung des Adventskranzes durch den Theologen Johann Hinrich Wichern vor 180 Jahren. In der Adventszeit finden unter dem Wichernkranz jeweils montags bis freitags abendliche Kerzenandachten statt, bei denen Spenden für Schulmaterial für bedürftige Kinder gesammelt werden.

Der Theologe Wichern (1808-1881) wirkte im 19. Jahrhundert in dem Hamburger Kinderheim "Rauhes Haus". Dort wollte er mit dem Adventskranz in Form eines hölzernen Wagenrades verarmten und verwahrlosten Kindern die Wartezeit auf Weihnachten erklären und ihnen die Liebe Gottes näherbringen, wie es hieß. Wichern war Begründer der Inneren Mission der Evangelischen Kirche, der Vorläuferin der heutigen Diakonie.

Der Attendorner Wichernkranz hat den Angaben zufolge einen Durchmesser von vier Metern und ist mit vier großen Kerzen für die Adventssonntage und 24 kleinen Kerzen für Werktage bestückt. Die Spendenaktion war von dem evangelischen Pfarrer Andreas Schliebener 2008 als Beitrag zu einer Kampagne der westfälischen Landeskirche gegen Kinderarmut ins Leben gerufen worden. Laut Schliebener verwendet auch die Diakonie Österreich nach Attendorner Vorbild gebaute Wichernkränze, um auf die vielfach prekäre Situation von Kindern und Jugendlichen aufmerksam zu machen.