Bielefeld (epd). Die Theologin Annette Kurschus bleibt für weitere acht Jahre Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen. Die Landessynode bestätigte die 56-Jährige am 20. November in Bielefeld mit über 93 Prozent der Stimmen als leitende Geistliche. Die Synode verabschiedete auch den Haushalt für 2020 und beschloss die völlige Gleichstellung von Trauungen homosexueller Paare mit der Ehe zwischen Mann und Frau. Ein Maßnahmenbündel soll bewirken, dass die viertgrößte deutsche Landeskirche in 20 Jahren klimaneutral ist.
Kurschus erhielt bei ihrer Wiederwahl 149 von 160 Stimmen, sie war die einzige Kandidatin. Als erste Frau war Kurschus 2011 zur Präses der viertgrößten deutschen Landeskirche mit knapp 2,2 Millionen Mitgliedern gewählt worden. Seit 2015 ist die 56-Jährige auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm beglückwünschte Kurschus zu ihrer Wahl und erklärte, für die gewinnende und überzeugende Art und Weise, mit der sie ihre Landeskirche, aber auch die gesamte evangelische Kirche repräsentiere, bedeute das gute Wahlergebnis einen kräftigen Rückenwind. "Unsere evangelische Kirche braucht Frauen wie Annette Kurschus in ihrer Leitungsebene." Der rheinische Präses Manfred Rekowski würdigte ihre theologische Kompetenz, die christliche Botschaft in der säkularen Gesellschaft situationsgerecht und verständlich darzulegen.
Anstrengungen beim Klimaschutz
Zur Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare wurde die Kirchenordnung geändert. Ab Januar wird die Trauung homosexueller Partner eine offizielle Amtshandlung, die auch in die Kirchenbücher eingetragen wird. Die Begriffe Ehemann und Ehefrau werden durch Ehepartner ersetzt. Pfarrer, die Bedenken gegen einen solchen Traugottesdienst haben, sollen nicht gegen ihren Willen dazu verpflichtet werden.
Nach dem Haushaltsbeschluss wird die viertgrößte EKD-Kirche im kommenden Jahr mit einem Gesamt-Etat von 340,3 Millionen Euro wirtschaften, das sind knapp sechs Millionen Euro weniger als in diesem Jahr. Aus Kirchensteuern erwartet die westfälische Kirche kommendes Jahr offiziell Einnahmen in Höhe von 520 Millionen Euro.
Um klimafreundlicher zu werden, sollen kirchliche Umwelt- und Energiemanagementsysteme weiterentwickelt und die Gewinnung erneuerbarer Energien etwa auf Kirchengebäuden und Kirchenland verstärkt werden. "Wir wollen als Kirche unseren konsequenten Beitrag dazu leisten, dass das 1,5 Grad-Ziel noch erreicht wird", erklärte die Landessynode.
Nach einem weiteren Beschluss des Kirchenparlaments sollen Migranten in der Kirche stärker beteiligt werden: Die Anstellung von Theologen aus anderen Ländern soll erleichtert werden, Christen aus anderen Ländern sollen zudem stärker an der Leitung von Gemeinden beteiligt werden. Auf politischer Ebene wandte sich das Kirchenparlament gegen eine Kriminalisierung der Seenotrettung.