Die an der Universität Münster lehrende evangelische Theologin Sabine Plonz erhält den "Elisabeth-Gössmann-Preis für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten im Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung". Die Auszeichnung werde ihr für ihre 2018 erschienene Habilitationsarbeit "Wirklichkeit der Familie und protestantischer Diskurs" verliehen, teilte die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Graz (Österreich) mit. In ihrem Buch gehe sie dem Wandel der modernen Familie und der protestantischen Ethik nach.

Plonz ist den Angaben zufolge Privatdozentin für evangelisch-theologische Ethik an der Universität Münster. Zuvor war sie als Theologin in überregionalen Einrichtungen sowie als Pfarrerin in der Evangelischen Kirche von Westfalen und der Evangelischen Kirche im Rheinland tätig. Der mit 3.000 Euro dotierte Preis werde ihr am 10. Dezember im Rahmen des Symposiums "Genderforschung - brauchen wir das?" der Universität Graz überreicht.

In ihrer Habilitationsschrift zeige die in Coesfeld lebende Theologin, dass Kirche und Theologie zwar immer den hohen sittlichen Wert der Familie als Keimzelle der Gesellschaft betont hätten, hieß es. Dies sei jedoch meist aus patriarchalischen, nationalistischen und antidemokratischen Motiven geschehen.

Die protestantische Ethik wie auch der deutsche Wohlfahrtsstaat haben laut Plonz lange nicht in den Blick genommen, wie Familien wirklich leben und mit welchen Problemen sie zu kämpfen haben. Dies ändere sich erst in jüngster Zeit. Christliche Ethik und Kirchen sollten sich aus Sicht der Wissenschaftlerin für eine Sozialpolitik einsetzen, die Verantwortung und Fürsorge zwischen den Generationen stärke, unabhängig von Geschlecht, Herkunft und Familienform.

Der seit 2001 verliehene Elisabeth-Gössmann-Preis dient nach Angaben der Grazer Fakultät der Nachwuchsförderung. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Fakultätsschwerpunktes "Theologische Frauen- und Genderforschung" sei er 2019 international ausgeschrieben worden.