Bamberg (epd). Infolge der Ermittlungen im Würzburger Kinderporno-Fall sind weitere Tatverdächtige im In- und Ausland aufgespürt worden. Nachdem ein Logopäde im März verhaftet worden war, hatten die Ermittler 23.000 Bild- und Videodateien ausgewertet, wie die Zentralstelle Cybercrime Bayern bei der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg am 30. September mitteilte. Zehn weitere Beschuldigte seien seitdem ermittelt und die Verfahren an die zuständigen Staatsanwaltschaften abgegeben worden. Die akribische Arbeit der Bamberger Ermittler habe weitere Missbrauchsfälle verhindert, sagte der bayerische Justizminister Georg Eisenreich (CSU).
Wie Generalstaatsanwalt Thomas Janovsky sagte, wird in 42 weiteren Verfahren infolge des Würzburger Falls ermittelt. Außerdem liege noch eine Vielzahl an Spuren vor, die ausgewertet werden müssten. Die bei dem 37-jährigen Logopäden gefundenen Kinderpornos wurden im sogenannten Darknet in Tauschbörsen gehandelt. Den Ermittlern zufolge wurden die ausgewerteten Bilder und Videos in mehreren europäischen Ländern, in Nordamerika und auf den Kapverdischen Inseln gefertigt.
Tatort Kita
Justizminister Eisenreich sagte, die ermittelten Beschuldigten hätten in den meisten Fällen darauf vertraut, dass sie das Darknet dauerhaft vor der Enttarnung schütze. Im Darknet, einem schwer zugänglichen Bereich des Internets, sind viele Kriminelle aktiv und handeln dort unter anderem mit Drogen, Waffen und Kinderpornografie.
Nach vorläufigem Abschluss der polizeilichen Ermittlungen im Würzburger Kinderporno-Fall stehen als Tatorte zwei Praxen des Logopäden sowie zwei evangelische Kindertagesstätten fest, in denen er als Therapeut tätig war. Die Taten wurden laut Polizei zwischen 2012 und März 2019 begangen. Nach dem vorläufigen Ergebnis der Ermittlungen waren sieben Jungen unter sechs Jahren betroffen, teils mit schweren körperlichen und geistigen Behinderungen. Dem in Untersuchungshaft sitzenden Logopäden werden insgesamt 78 Einzeltaten zur Last gelegt, 45 davon als schwerer sexueller Missbrauch.
Der Logopäde soll die Jungen nicht nur schwer missbraucht und dabei Kinderpornos angefertigt haben, sondern das Material auch im Darknet verbreitet haben. Eine Anklage solle noch dieses Jahr erfolgen, sagte ein Sprecher der Zentralstelle Cybercrime.