Köln (epd). "Das wäre nichts anderes als die Abschiebung in ein Kriegsgebiet", sagte die Türkei-Direktorin von "Human Rights Watch", Emma Sinclair-Webb, am 2. Oktober im Deutschlandfunk. Die meisten Syrer kämen in die immer noch umkämpfte Provinz Idlib, sagte Sinclair-Webb. Menschen in ein Kriegsgebiet abzuschieben, verstoße klar gegen das Gesetz.
Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR leben derzeit 3,6 Millionen syrische Flüchtlinge in der Türkei. Nach Angaben des türkischen Innenministers Süleyman Soylu vom Juni sind bereits 350.000 Syrer freiwillig in ihr Heimatland zurückgekehrt. Dem widersprach Sinclair-Webb: "Wir fürchten, dass die sogenannten freiwilligen Rückreisen nicht freiwillig sind", sagte sie. "Die Menschen wurden von der Polizei genötigt, ihrer Ausreise zuzustimmen." Die Menschenrechtsorganisation hatte den türkischen Behörden bereits im August vorgeworfen, Flüchtlinge nach Syrien abzuschieben.
Nachdem die Ankunftszahlen in Griechenland nach dem EU-Türkei-Deal zurückgegangen waren, nahmen sie zuletzt wieder stark zu. Im September kamen nach UN-Angaben fast 10.300 neue Flüchtlinge auf den griechischen Inseln an, die höchste Monatszahl seit 2016.