Kiel (epd). Zum Tag der Deutschen Einheit hat die evangelische Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, an die Menschen in der DDR erinnert, die 1989 mit Mut und Gottvertrauen in eine noch unbekannte Freiheit aufgebrochen seien. Sie hätten sich von der Staatsmacht nicht schrecken und von Hohn und Spott nicht beirren lassen, sagte sie in einem ökumenischen Gottesdienst in Kiel, der den Auftakt zu den zentralen Feiern am 3. Oktober bildete.
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße sagte, der Tag der Deutschen Einheit liege nahe am Erntedankfest. Er sei dankbar für die guten Gaben in dieser Zeit. Dazu zähle, was sich vor 30 Jahren in Deutschland ereignet habe und was Jahr für Jahr wachse.
Landesbischöfin Kühnbaum-Schmidt sagte, wer Gottes Kraft spüre, beschreite mutig neue Wege. Auch die Kirchengemeinden in der DDR hätten dies vor 30 Jahren getan. Mit ihren Friedensgebeten, Diskussionen und Runden Tischen seien sie Erprobungsräume für Freiheit und Demokratie gewesen - "für Christen ebenso wie für Nicht-Christen". Der Feiertag am 3. Oktober biete aber auch Gelegenheit, "die Wünsche nach Erneuerung aufzunehmen, die uns heute bewegen". Auch dafür brauche es wieder weit geöffnete Türen.
Interreligiöser Dialog
Als Zeichen des interreligiösen Dialogs sprachen auch Vertreter von Judentum und Islam. Walter Joshua Pannbacker vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden verwies darauf, dass die Synagogen im Norden offene Orte der Begegnung seien. Seit 2015 seien sie auch in der Flüchtlingshilfe aktiv. Seyda Saricam von der Islamischen Hochschulgemeinde Kiel sagte: "Wir sind ein Teil der Gesellschaft, die diese bunter macht."
An dem Festgottesdienst unter dem Leitwort "Gottes Kraft erneuert", der live im Ersten übertragen wurde, nahmen die Spitzen der deutschen Verfassungsorgane teil, unter ihnen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).