Berlin (epd). Bischöfe haben am Erntedankfest mehr Wertschätzung für Landwirte und zugleich einen verantwortlichen Umgang mit Lebensmitteln gefordert. Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger äußerte sich besorgt über das Höfesterben in Deutschland. "Wenn Menschen in unserer Mitte nicht mehr von ihrer Hände Arbeit leben können, dann läuft in unserer Gesellschaft etwas ganz gewaltig schief", sagte Burger am 6. Oktober im Freiburger Münster. Die Preise, die Bauern mit ihrer Arbeit erzielen, seien ungerecht. Burger erinnerte in diesem Zusammenhang an die bundesweite Aktion "Grüne Kreuze", mit der Landwirte gegen das jüngste Agrarpaket der Bundesregierung protestieren.
Der württembergische evangelische Bischof Frank Otfried July mahnte in Berlin einen verantwortlichen Umgang mit den Ressourcen der Erde an. "Empfangender Dank schärft uns den Blick für den gedankenlosen und respektlosen Umgang mit Lebensmitteln", sagte July laut Redemanuskript im Berliner Dom. Die "unglaublichen Mengen" an Nahrungsmitteln, die in den Müll geschüttet würden, nannte der Bischof einen Skandal.
Appell an Verbraucher
Das Erntedankfest mache vor dem Hintergrund von Krisen in der Welt neu bewusst, welche Verantwortung Menschen für das Bebauen und Bewahren der Erde hätten. "Wir sollten alle ein Interesse haben, dass es noch Landwirte in unserem Land gibt, die Erntedank feiern, vom Schöpfer aller Gaben wissen, Heger der vielfältigen Geschenke der Schöpfung sind und Mut zur Zukunft haben", sagte July.
Erzbischof Burger verwies ebenfalls auf die Verantwortung der Verbraucher, sich beim Einkauf an regionalen, fairen und ökologischen Kriterien zu orientieren. Es brauche ein neues Miteinander in der Gesellschaft. Lebensmittel müssten auch mit den Kosten belastet werden, die durch Transport und Verkehr als Folgelasten entstünden.
Der Bischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Ralf Meister, mahnte ebenfalls Respekt und Wertschätzung für Landwirte an. "Diejenigen, die für unser tägliches Brot sorgen und dabei oftmals um ihre berufliche Existenz ringen, verdienen unsere Achtung", sagte Meister am 6. Oktober in einem Gottesdienst zum niedersächsischen Landeserntedankfest im Dom von Verden bei Bremen. Zu den Veränderungen des Klimawandels trügen Mobilität, Industrie und auch Landwirtschaft bei. "Doch die Debatten, die wir führen, verweisen viel zu schnell auf andere", sagte Meister. Doch sei niemand "schuldlos". Keiner könne sich aus der Verantwortung nehmen.
Beim Erntedankfest bedanken sich die Gläubigen in Gottesdiensten für die Ernte eines Jahres und erinnern damit an die Verbindung von Mensch und Schöpfung. Typisch für das Fest sind die mit Obst, Gemüse und Getreide geschmückten Altäre in den Kirchen. In Solidaritätsaktionen sammeln Kirchengemeinden oft Spenden, insbesondere für die ärmsten Länder der Welt.