Mainz (epd). Das ZDF hat offengelegt, unter welchen Umständen der AfD-Politiker Björn Höcke ein kritisches Interview mit dem Sender abgebrochen hat. Das Interview über die Sprache des thüringischen AfD-Landesvorsitzenden hatte der ZDF-Journalist David Gebhard am 11. September in Erfurt für die "Berlin direkt"-Sendung am 14. September geführt. Der Sender veröffentlichte im Internet sowohl die Interviewaufzeichnung als auch eine Mitschrift. In der Sendung wurden Ausschnitte gezeigt.
Nachdem Höcke in dem Interview mehrfach mit eigenen Äußerungen konfrontiert und kritisch dazu befragt worden war, meldete sich aus dem Hintergrund der AfD-Sprecher Günther Lachmann zu Wort und verlangte, mit der Aufzeichnung neu zu beginnen. Der Interviewer habe Höcke mit Fragen konfrontiert, "die ihn stark emotionalisiert haben". Das sollte so nicht im Fernsehen gezeigt werden, sagte Lachmann.
"Dunkles Kapitel"
Als das ZDF-Team das Ansinnen ablehnt, kommt es zu einer minutenlangen verbalen Auseinandersetzung, an deren Ende Höcke das Interview abbricht. "Passen Sie auf. Wir beenden das Interview, nur, dann ist klar. Wir wissen nicht, was kommt. Dann ist klar, dass es mit mir kein Interview mehr für Sie geben wird", sagt Höcke. Als Gebhard fragt, ob das eine Drohung sei, erwidert Höcke, zunächst, das sei "nur eine Aussage, weil ich auch nur ein Mensch bin". Auf eine weitere Nachfrage erklärt er: "Vielleicht werde ich auch mal eine interessante persönliche, politische Person in diesem Lande. Könnte doch sein."
Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Frank Überall, erklärte, Höcke habe "ein weiteres dunkles Kapitel des gestörten Umgangs der AfD mit der Pressefreiheit im Allgemeinen und kritischen Journalistinnen und Journalisten im Besonderen aufgeschlagen". Es sei völlig richtig gewesen, dass sich Gebhard nicht darauf eingelassen habe, das Interview in Höckes Sinn weichzuspülen. "Der Abbruch des Gesprächs durch den Interviewten zeigt, dass er auf kritische Fragen keine intelligenten Antworten hat", sagte Überall: "Herr Höcke hat die Schwelle von der Demokratie zu faschistischen Fantasien überschritten."
"Massive Konsequenzen"
Im Verlauf der Auseinandersetzung über einen Abbruch oder einen Neubeginn des Interviews hatte Höcke mit "massiven Konsequenzen" gedroht, ohne konkret zu werden. Auf Gebhards Aussage, dass das Interview beendet werden könne, sagte der AfD-Politiker: "Passen Sie auf, dann haben wir ein manifestes Problem, und dann wird das entsprechende Konsequenzen haben. Ich kann Ihnen sagen, dass das massive Konsequenzen hat." Auf Nachfrage des ZDF-Journalisten wiederum sagte Höcke, dass "man das Gefühl hat, als Politiker - ich rede jetzt mal als AfD-Politiker - dass der Journalist nicht mehr neutral ist, sondern, dass er irgendwie einen politischen Auftrag exekutiert".