Mit ungewöhnlich scharfen Worten hat Papst Franziskus am Wochenende in Madagaskar Korruption und Umweltzerstörung kritisiert. Korruption sorge für wirtschaftliche Unsicherheit und Armut, betonte er in der Hauptstadt Antananarivo. Umweltzerstörung in dem Inselstaat durch systematische Abholzung der Wälder, die "nur dem Vorteil weniger dient", gefährde die Zukunft der Insel. Franziskus warnte zugleich vor Gewalt, Ausgrenzung, Spaltung und Terrorismus. Armut sei "kein unabänderliches Schicksal" mahnte er am 8. September beim Besuch eines Projekts für ehemalige Müllhaldenbewohner.

Im Zuge der Abholzung werde durch Brände und unkontrollierten Abbau wertvoller Hölzer, Schmuggel und illegale Exporte die Artenvielfalt auf der Vanilleinsel gefährdet, sagte das Kirchenoberhaupt bei einer Begegnung mit Regierungsvertretern und dem diplomatischen Corps am 7. September. Da sich damit aber auch Teile der Bevölkerung das Überleben sicherten, sei es umso wichtiger, umweltverträgliche Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen, die die Armut der Menschen beendeten. "Es kann keinen echten ökologischen Ansatz und keine konkrete Umweltschutz-Maßnahme ohne soziale Gerechtigkeit geben, die das Recht garantiert, dass die Güter der Erde allen, der gegenwärtigen wie der zukünftigen Generation zugutekommen." Dabei sei auch die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft nötig.

Projekt für ehemalige Müllhaldenbewohner

Bei der Begegnung mit Regierungsvertretern und dem diplomatischen Corps mahnte der Papst eine bessere Verteilung der Einkommen und Unterstützung insbesondere für die mittellose Bevölkerungsschichten an. Diese dürfe sich jedoch nicht auf Hilfen beschränken, sondern müsse garantieren, dass die Betroffenen aktiv in die Gestaltung der Zukunft einbezogen würden. Mit seinem Besuch bei einem Projekt für ehemalige Müllhaldenbewohner würdigte Franziskus den Erfolg einer Initiative, die mit und für die Betroffenen Schulen, Wohn- und Arbeitsstätten errichtet.

Auf einer Baustelle forderte der Papst angemessene Bezahlung und menschenwürdige Arbeitsbedingungen. In einem Gebet für die dort beschäftigten Arbeiter mahnte er zugleich, Kinder nicht zur Arbeit zu zwingen, damit sie die Schule besuchen könnten, und Lehrer angemessen zu bezahlen, damit sie nicht zusätzlich einer anderen Erwerbstätigkeit nachgehen müssen.

Bei einem Freiluftgottesdienst in der Hauptstadt von Madagaskar warnte das katholische Kirchenoberhaupt vor Gewalt im Namen von Religionen. Glaubensüberzeugungen würden mitunter instrumentalisiert, um Terrorismus, Mord, Vertreibung und Ausgrenzung zu rechtfertigen. Es sei ein Irrtum zu glauben, "dass sich der Zugang zum Himmelreich auf die Bande des Blutes beschränken ließe, die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, einen Clan oder eine besondere Kultur". Auf Interessen und Privilegien einzelner ausgerichtete Gesellschaftssysteme führten zu Günstlingswirtschaft, Klientelismus und Korruption fügte das Kirchenoberhaupt hinzu.

Am 8. September traf Franziskus zudem mit katholischen Kirchenvertretern zusammen. Für den 9. September war ein eintägiger Besuch in Mauritius geplant.