Die Präsidentin des Obersten Gerichts in Polen, Malgorzata Gersdorf, erhält den siebten Internationalen Demokratiepreis Bonn. Die Arbeitsrechtlerin werde für ihr unermüdliches Engagement für eine unabhängige Justiz ausgezeichnet, erklärte Ansgar Burghof, Vorsitzender des Trägervereins, am 4. September in Bonn. "Mit ihrem aktiven Widerstand gegen eine umstrittene Justizreform verteidigt sie die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit im sechstgrößten Land der Europäischen Union."

Die 66-jährige Juristin und Professorin an der Universität Warschau wird den mit 5.000 Euro dotierten Demokratiepreis den Angaben zufolge bei einem Festakt auf dem Petersberg am 8. November persönlich entgegennehmen. Gersdorf ist seit 2008 Richterin am Obersten Gericht in Polen und seit 2014 dessen Präsidentin.

"Entschlossen setzt sie sich für eine konsequente Gewaltenteilung ein und stellt sich gegen Vorhaben der polnischen Exekutive, politischen Einfluss auf die Justiz zu nehmen", erklärte Burghof. Seit 2015 versuche die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) eine Justizreform durchzusetzen, nach der unter anderem das Parlament künftig selbst Richter ernennen könnte. Dagegen protestierte Gersdorf entschieden.

Der Internationale Demokratiepreis Bonn hat nach eigenen Angaben zum Ziel, eine Brücke zwischen den Erfahrungen der Bundesrepublik Deutschland und internationalen Bestrebungen zur Demokratieentwicklung zu schlagen. Ausgezeichnet werden Personen oder Organisationen, die sich in herausragender Weise um die Demokratisierung und die Wahrung der Menschenrechte verdient gemacht haben.

Bisherige Preisträger waren unter anderem der frühere tschechische Staatspräsident Václav Havel (2009), die iranische Menschenrechtlerin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi (2010), die Organisation Reporter ohne Grenzen (2014) und die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini (2016).