Rund 400 Kriegsgegner haben am 7. September in Unterlüß bei Celle nach Polizeiangaben gegen Waffenexporte und den Rüstungskonzern "Rheinmetall" demonstriert. Mit Lautsprecherwagen, Transparenten und Sprechchören wie "Rheinmetall entwaffnen - Krieg beginnt hier" zogen sie zum Verwaltungsgebäude des Unternehmens, das in dem Ort in der Lüneburger Heide mehrere Werke betreibt.

Die Lage blieb friedlich, wie ein Polizeisprecher dem epd berichtete. Aus der Masse seien lediglich einige Bengalo-Feuer gezündet worden. Zudem brachten die Demonstranten auf der Straße vor dem Verwaltungsgebäude durch Fußabdrücke rote Farbe als Mahnung gegen den Krieg auf. Die Veranstalter sprachen von rund 600 Teilnehmern.

Bündnis "Rheinmetall entwaffnen"

"Hier an diesem Ort, wo Waffen produziert werden, ist der Beginn der Kriege weltweit", sagte Lukas Barlian vom Bündnis "Rheinmetall entwaffnen" dem epd. "Rheinmetall ist für uns als größter deutscher Waffenkonzern ein besonderes Beispiel dafür." Zu der Demonstration hatten laut Barlian rund hundert Initiativen aus der Friedensbewegung aufgerufen, darunter auch feministische und kurdische Gruppen sowie der Flüchtlingsrat Niedersachsen. "Flucht und Krieg hängen unmittelbar zusammen", sagte Barlian. Unter Kriegen litten besonders die Frauen.

"Rheinmetall" leiste materielle Hilfe für die von Saudi-Arabien begangenen Kriegsverbrechen im Jemen und die völkerrechtswidrige Besatzung der türkischen Armee im nordsyrischen Kanton Afrin, kritisierten die Rüstungsgegner. Der Konzern sei "mitverantwortlich für diese und viele weiteren Kriegsverbrechen". Mit der Gründung von Tochterunternehmen und Joint Ventures umgehe Rheinmetall bewusst Waffenexport-Regularien der Bundesregierung wie den aktuellen, bis Ende September geltenden Waffenexport-Stopp nach Saudi-Arabien.

Bereits am 6. September hatten 200 bis 300 Aktivisten ein Werksgelände von "Rheinmetall" blockiert. Sie unterbrachen dabei den Schichtwechsel zur Frühschicht sowie An- und Auslieferungen zur und von der Fabrik. Polizeibeamte ermöglichten den Beschäftigten den Zugang ins Werk. "Die weltweiten Kriege werden auch mit Waffen geführt, die in Niedersachsen produziert und entwickelt werden", sagte Sebastian Rose vom Flüchtlingsrat: "Und diese Waffen zwingen Menschen auf die Flucht."

Der in Düsseldorf ansässige Konzern beschäftigt in Unterlüß mehr als 1.800 Menschen und ist damit der größte Arbeitgeber in der Region. An den Produktionsstandorten werden Waffen, Munition, Panzer und andere Kriegsgeräte hergestellt. Die Schießanlage in Unterlüß ist nach Angaben von Friedensgruppen das größte private Testgelände in Deutschland.