Die Evangelische Kirche im Rheinland rechnet trotz stetig sinkender Mitgliederzahlen weiter mit steigenden Einnahmen aus der Kirchensteuer. Vom kommenden Jahr an sollen sie zwischen ärmeren und reicheren Kirchenkreisen gerechter verteilt werden, wie die zweitgrößte Landeskirche am 7. September auf einer eigens einberufenen Finanzsynode beschloss. Das Kirchenparlament von 2,5 Millionen Protestanten kam erstmals seit 45 Jahren wieder in Bonn-Bad Godesberg zusammen. Das Treffen war zugleich eine Premiere: Zum ersten Mal gab es in einem Jahr zwei reguläre rheinische Landessynoden.

In diesem Jahr beträgt der für den Haushalt maßgebliche Verteilbetrag aus der Kirchensteuer 744 Millionen Euro. Für kommendes Jahr werden Einnahmen von 750 Millionen Euro angesetzt, für 2021 wird mit 768 Millionen Euro kalkuliert. Möglich sei dies durch die gute wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland, erläuterte Finanzdezernent Bernd Baucks. Der Mitgliederrückgang werde dadurch derzeit noch "überkompensiert", in einigen Jahren werde aber auch bei den Einnahmen ein Abwärtstrend einsetzen.

Personalkosten größter Posten

Im Gesamthaushalt von rund 630 Millionen Euro macht der Personalaufwand vor allem für die rund 1.700 Pfarrer gut zwei Drittel der Ausgaben aus. Der Haushalt für die landeskirchliche Ebene sieht Ausgaben von 130 Millionen Euro vor, 2,7 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Die Kirchensteuerhoheit liegt in der rheinischen Kirche bei den 687 Gemeinden, die Landeskirche wird über eine Umlage von 10,1 Prozent finanziert. Die Einnahmen sind regional unterschiedlich, weil sie von der wirtschaftlichen Situation der Mitglieder abhängen.

Mit einer Gesetzesänderung sorgte die Synode dafür, dass die Kirchensteuer vom kommenden Jahr an gleichmäßiger verteilt wird: Kirchenkreise in den wohlhabenderen Ballungsräumen zahlen dann schrittweise mehr Geld als bislang in einen Ausgleichstopf für ärmere Kirchenkreise vor allem in ländlichen Regionen. Wenn ein Kirchenkreis pro Mitglied weniger als 95 Prozent des landeskirchlichen Durchschnitts an der Kirchensteuer einnimmt, bekommt er Geld aus diesem Topf. Diese Grenze wird nun bis 2023 von 95 auf 97 Prozent erhöht. Dies hat die Verschiebung von Millionensummen zur Folge.

"Kalkulationsproblem".

Für Ärger in der Synode sorgten ungeplante Millionen-Mehrkosten für die Umstellung der Finanzsoftware. Der ursprünglich genehmigte Betrag von knapp 7,9 Millionen Euro steige um mehr als 3,4 Millionen Euro, räumte der leitende Jurist Johann Weusmann ein. Hauptgrund sei ein "Kalkulationsproblem". Unter anderem seien ein Mehrwertsteuerbetrag von rund 700.000 Euro übersehen und nötige Programm-Erweiterungen nicht bedacht worden.

Die Evangelische Kirche im Rheinland ist mit rund 2,5 Millionen Mitgliedern in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland die zweitgrößte der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Die Landessynode ist das oberste Organ. Bislang tagte sie nur einmal im Jahr knapp eine Woche lang - traditionell im Januar in Bad Neuenahr. Die zweite Synodentagung im Herbst wurde nun erprobt, um frühzeitige Haushaltsbeschlüsse zu ermöglichen und die Januar-Synode um einen Tag verkürzen zu können - das soll ehrenamtlichen Mitgliedern die Mitarbeit erleichtern.