Unter dem Titel "Abenteuer der Vernunft" zeigt die Klassik Stiftung Weimar im Schiller-Museum seit dem 28. August eine Ausstellung zu den naturwissenschaftlichen Forschungen Johann Wolfgang von Goethes (1749-1832). Die Präsentation baue auf der aus etwa 23.000 Objekten bestehenden Sammlung auf, die der Dichter in fünf Jahrzehnten zusammengetragen habe, sagte die Präsidentin der Stiftung, Ulrike Lorenz, am Montag in Weimar. Davon würden nun rund 400 Gesteinsproben, Mineralien und Fossilien, Pflanzen- und Tierpräparate sowie physikalische und chemische Apparaturen gezeigt.

Viele dieser seltenen und zum Teil auch kuriosen Objekte würden zum ersten Mal öffentlich präsentiert. Aufgrund des Erhaltungszustands gelte die Sammlung als eine der herausragenden ihrer Art, sagte Lorenz. Zudem werden in Weimar einige außergewöhnliche Leihgaben zu sehen sein. Die Ausstellung veranschauliche die intensive Beschäftigung Goethes - der am Weimarer Hof auch für den Bergbau und die universitäre Bildung im nahen Jena Verantwortung trug - mit nahezu allen naturwissenschaftlichen Themenfeldern.

Oryktognosie

Die Präsentation erlaube es, zentrale Fragen und Probleme der Naturwissenschaften der Zeit um 1800 zu rekonstruieren und zu verstehen, betonte Mitkurator Thomas Schmuck. Das schließe auch die damals hitzig geführten Kontroversen zu Fragen der Oryktognosie und Geognosie - damals die gebräuchlichen Fachbergriffe für Mineralogie und Geologie - mit ein. Diesem Bereich gehe der Ausstellungsteil "Zeit und Erde" nach.

Das zweite Kapitel "Ordnung und Entwicklung" befasst sich mit den Vorstellungen über Konstanz und Wandel in der belebten Natur. Hier erwarten die Besucher Erläuterungen zu Goethes botanischen Studien, der Anatomie und der Abstammungslehre. Dazu werden verschiedene Schädel, Zeichnungen, Fossilien und Blätter aus Herbarien sowie Goethes Mikroskop präsentiert.

Das drittel Kapitel "Licht und Substanz" zeigt eine Auswahl aus dem elektrischen und chemischen Experimentierapparat des Dichters, der sich, so Lorenz, lieber als Forscher gesehen habe. Neben Elektrisiermaschinen und Batterien steht hier auch die Farbenlehre Goethes im Mittelpunkt. Zudem wird ein - nach Angaben der Klassik Stiftung weltweit nur drei verbliebenen - Exemplar von Joseph Fraunhofers um 1814 entstandenen Sonnenspektren präsentiert.

"Luftstein"

Es ist zugleich auch eines von drei Projekten, die der Physiker und bekannte Wissenschaftsjournalist Harald Lesch am Ende des Rundgangs per Video vorstellt - und mit dem er den Bogen in unsere Zeit spannt. Neben dem Spektrum kommentiert er einen Silberchlorid-Aufstrich - quasi das erste Farbfoto der Welt - sowie einen Meteoriten, der zu Goethes Zeiten noch "Luftstein" hieß.

All dies komplexen Zusammenhänge würden - "für Laien wie mich" - verständlich dargestellt, lobte die Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar die "innovativen Vermittlungskonzepte" der Ausstellungsmacher von "whitebox" aus Dresden. Diese setzen unter anderem auf "Spacebooks", in denen die Besucher blättern können. Zum gedruckten Text erscheinen dabei auf den Seiten erklärende Animationen.