Während Nordkorea mit neuen Raketentests Schlagzeilen macht, muss das kommunistisch regierte Land die schlechteste Ernte seit einem Jahrzehnt verkraften. "Die Ernährungslage in Nordkorea ist enorm angespannt", sagte Simone Pott von der Deutschen Welthungerhilfe in Bonn dem Evangelischen Pressedienst (epd). Rund zehn Millionen Menschen, 40 Prozent der Nordkoreaner, seien auf Hilfe angewiesen.

Lange Trockenzeiten, hohe Temperaturen und Überschwemmungen führten laut Pott im vergangenen Jahr zu großen Ernteausfällen. "Es fehlen 1,36 Millionen Tonnen Getreide", sagte sie unter Berufung auf einen UN-Bericht. Auch in diesem Jahr habe es im Juni zu wenig geregnet. Die nächste Ernte werde im September in Nordkorea erwartet, bis dahin sei die Ernährungslage besonders kritisch. Die Welthungerhilfe und das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen verteilten Lebensmittel.

Bereits im Januar hatte das Regime von Staatschef Kim Jong Un die täglichen Rationen von Reis, Mais und Kartoffeln von 380 auf 300 Gramm pro Person verringert, Frauen und Kinder blieben von der Reduktion aber ausgenommen. "Optimal wären Rationen von 576 Gramm", sagte Pott: "Mahlzeiten werden verkleinert oder fallen aus." Stadtbewohner könnten sich auch nicht mehr durch Angehörige auf dem Land Nahrungsmittel besorgen, weil auch dort Knappheit herrsche.