Die Dortmunder Sozialdezernentin Birgit Zoerner fordert deutlich mehr Unterstützung von Land, Bund und der Europäischen Union für Städte mit besonders vielen Zuwanderern aus Südosteuropa. Städte wie Dortmund, Duisburg oder Gelsenkirchen könnten die zusätzlichen Kosten nicht weiterhin alleine tragen, sagte die Vorsitzende der Arbeitsgruppe "Zuwanderung aus Rumänien und Bulgarien" des Deutschen Städtetages dem Evangelischen Pressedienst (epd). In Dortmund leben nach ihren Angaben rund 9.000 Südosteuropäer, in Gelsenkirchen 7.700 und in Duisburg 20.000.

Sozialdezernentin Zoerner: Menschen brauchen Arbeit und Bildung

Zuwanderung aus Ländern wie Rumänien oder Bulgarien stelle die Städte vor besondere Herausforderungen, betonte Zoerner. Etwa zwei Drittel der Menschen komme aus prekären Lebenssituationen in ihren Heimatländern nach Deutschland: "Ein großer Teil der Migranten bringt nicht die sprachlichen, schulischen und beruflichen Voraussetzungen mit, um hierzulande Fuß zu fassen." Eine erhebliche Zahl von schulpflichtigen Kindern habe beispielsweise noch niemals eine Schule besucht.

Eine weitere große Hürde bestehe in einem fehlenden Krankenversicherungsschutz, erläuterte die Sozialexpertin. In dieser Frage seien einheitliche europäische Standards erforderlich. "Hier muss in nächster Zeit noch erheblich nachgebessert werden", forderte Zoerner.

In Dortmund gibt es nach Angaben der Dezernentin inzwischen ein engmaschiges Netzwerk, um den Menschen zu helfen. Diakonie, Caritas sowie städtische Einrichtungen betreuen und begleiten die Zuwanderer. Aufgrund dieses gemeinsamen Engagements hätten seit 2016 rund 1.300 Menschen einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz gefunden, berichtete Zoerner.

"Sich seinen Lebensunterhalt eigenständig zu verdienen, ist ganz entscheidend für die Familien, denn sie wollen in Deutschland bleiben", betonte die Sozialdezernentin. Eine feste Beschäftigung biete nicht nur den Vorteil, den Lebensstandard und damit auch die Wohnverhältnisse zu verbessern, sondern die Familien seien dann auch krankenversichert. Darüber hinaus sorge die Stadt dafür, dass Kinder eine Kita oder eine Schule besuchen und die deutsche Sprache erlernen.

Trotz vieler Erfolge bleibe aber noch erheblicher Handlungsbedarf, unterstrich Zoerner. Damit deutlich mehr Zuwanderer an den Deutschkursen teilnehmen, sei es zwingend erforderlich, dass sie nicht mehr wie bisher einen Eigenanteil zahlen müssen. Auch wenn es sich um geringe Beträge handele, "können das arme Familien nicht aufbringen". Notwendig sei für viele auch eine "passgenaue berufliche Qualifizierung", um Wege in den Arbeitsmarkt zu ebnen.