Deutsche Supermärkte unternehmen laut einer Studie der Entwicklungshilfeorganisation Oxfam zu wenig gegen Ausbeutung und Diskriminierung in ihren Lieferketten. Trotz einiger Verbesserungen seit dem Vorjahr schnitten Aldi, Edeka, Lidl und Rewe auch im internationalen Vergleich weiter schlecht ab, heißt es in dem zum 3. Juli in Berlin veröffentlichten "Supermarkt-Check 2019". Die Händler nähmen "wirtschaftliche Ausbeutung und Leid" als Zutaten vieler Lebensmittel in Kauf, sagte Franziska Humbert, Oxfam-Expertin für soziale Unternehmensverantwortung.

Edeka wies auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) die Untersuchung als "Kampagne" zurück. Aldi Nord teilte mit, die Vorwürfe ernst zu nehmen, jedoch einen individuellen Ansatz zu verfolgen, um die Einhaltung von Menschenrechten bei Geschäftspartnern zu erreichen. Aldi Süd, das im Vergleich zur Studie im Vorjahr deutlich besser abschnitt, kündigte weitere Maßnahmen an, um Menschenrechtsverletzungen vorzubeugen. Lidl teilte mit, bis 2020 eine Risikoanalyse der Eigenmarken erstellen zu wollen. Die Rewe Group erklärte am Mittwoch, sie habe ihr Ergebnis im Vergleich zur vorherigen Oxfam-Studie in drei von vier Kategorien verbessert.

Aldi Süd schnitt im deutschen Vergleich am Besten ab

Angelehnt an UN-Leitprinzipen für Wirtschaft und Menschenrechte erstellte Oxfam einen Indikatorenkatalog. Mit Hilfe des Katalogs wurde untersucht, wie die Supermärkte die Rechte von Arbeitern, Frauen und Bauern garantieren sowie Transparenz und Rechenschaftspflicht der Lieferanten gewährleisten. Aldi Süd erfüllte dabei laut Oxfam 19 Prozent der Kriterien und schnitt damit am Besten im deutschen Vergleich ab. Es folgten Rewe mit 13 Prozent, Lidl mit neun und Aldi Nord mit fünf Prozent. Schlusslicht der Untersuchung ist laut Oxfam Edeka mit nur einem Prozent erfüllter Kriterien. Im internationalen Vergleich liegen die deutschen Supermärkte laut Oxfam bis auf Aldi Süd auf den hinteren Plätzen.

Laut Studie legt keines der Unternehmen seine Lieferanten und die Arbeitsbedingungen am Produktionsstandort offen. Stattdessen setzten die deutschen Händler vor allem auf Produktsiegel, die ihre Versprechen aber häufig nicht hielten. Punktuelle Fortschritte kämen verstärkt im Bereich der Transparenz und dem Umgang mit Kleinbauern vor, teilte Oxfam mit. Die Organisation forderte die Unternehmen auf, Menschenrechtsverstöße bei ihren Lieferanten zu ermitteln und Maßnahmen gegen Missstände zu ergreifen.

Edeka wies die Vorwürfe von Oxfam zurück

Edeka wies die Ergebnisse und Vorwürfe von Oxfam zurück. Es handle sich um "eine Kampagne und nicht um eine wissenschaftlich-objektive Studie". Die Bewertung sei intransparent und für Edeka nicht nachvollziehbar.

Aldi Nord teilte dem epd mit, die Vorwürfe "sehr ernst" zu nehmen, jedoch die bestehenden Probleme mit einem eigenen Ansatz "besser adressieren" zu können. Das Unternehmen verwies auf die Veröffentlichung einer Risikoanalyse der Produkte, in der Menschenrechtsrisiken in der Lieferkette identifiziert werden sollen.

Leitlinie für Fairness veröffentlicht

Lidl erklärte, es brauche ein gemeinsames Engagement von Staaten, Wirtschaft und nationalen Akteuren zur Verbesserung der Situation vor Ort. Am Produktionsstandort werde schließlich nicht nur für Lidl produziert, hieß es.

Aldi Süd zeigte sich erfreut, gegenüber der Vorjahrsstudie deutlich besser abgeschnitten zu haben. Dem Unternehmen sei "äußerst wichtig", dass entlang der globalen Lieferketten menschenwürdige Produktionsbedingungen aktiv unterstützt werden. Dafür kündigte der Händler weitere Maßnahmen für die kommenden Jahre an.

Die Rewe Group verwies auf ihre vor wenigen Wochen veröffentlichte Leitlinie für Fairness. Darin bekenne sich der Konzern dazu, innerhalb der Lieferketten aller Eigenmarkenprodukte von Rewe, Penny und toom Baumarkt Menschenrechte zu stärken, Arbeitsbedingungen zu verbessern sowie fairen Handel zu fördern.