Potsdam (epd). Der Wiederaufbau des Potsdamer Garnisonkirchturms wird deutlich teurer als bislang erwartet. Die Deckungslücke bei der Finanzierung sei trotz einer neuen Großspende von 500.000 Euro von zehn auf zwölf Millionen Euro gestiegen, sagte Peter Leinemann vom Vorstand der Garnisonkirchenstiftung dem Evangelischen Pressedienst (epd) am 4. Juli und bestätigte damit einen Bericht der "Potsdamer Neuesten Nachrichten". Grund dafür sei unter anderem die bundesweit gute Wirtschaftslage, die steigende Baukosten nach sich ziehe. Die Gesamtkosten lägen nun voraussichtlich bei 40 Millionen Euro.
Mit der Fertigstellung des fast 90 Meter hohen Turms werde dennoch für Mitte 2022 gerechnet, sagte Leinemann. Die 2013 erteilte Baugenehmigung läuft Ende Juli ab. Nach brandenburgischem Baurecht hätte der Turm damit bis Mitte 2021 fertiggestellt werden müssen. Deshalb war im Frühjahr 2018 eine zweite Baugenehmigung beantragt worden. Diese liege seit Januar vor, sagte Leinemann.
Der neue Großspender wolle anonym bleiben, sagte Leinemann. Er komme aus der Region Berlin-Brandenburg, jedoch nicht aus Potsdam. Für den Garnisonkirchturm werden zwölf Millionen Euro Bundesmittel zur Verfügung gestellt. Davon seien inzwischen vier Millionen Euro ausgegeben worden, sagte Leinemann. Fünf Millionen Euro kommen aus Krediten der evangelischen Kirche. Für die Planungen wurden rund zwei Millionen Euro aus früherem DDR-Parteivermögen eingesetzt. Weitere Mittel kommen aus Spenden und von Sponsoren.
Der Grundstein für den neuen Kirchturm wurde 2005 gelegt, die Bauarbeiten haben im Herbst 2017 begonnen. Die historische 1735 fertiggestellte Garnisonkirche war im Zweiten Weltkrieg im April 1945 weitgehend zerstört und 1968 in der DDR abgerissen worden.
Der Wiederaufbau ist vor allem wegen der Geschichte der Barockkirche in der NS-Zeit und ihrer Rolle als preußische Militärkirche umstritten. Die Garnisonkirche wurde im März 1933 am sogenannten "Tag von Potsdam" zur Inszenierung der Reichstagseröffnung benutzt, Adolf Hitler hielt dort eine Rede. Die evangelische Kirche will den neuen Turm für Friedens- und Versöhnungsarbeit nutzen.