Düsseldorf, Berlin (epd). Der Hitzesommer vor einem Jahr hat nach Angaben der Bundesumweltministeriums zu Problemen bei der Stromgewinnung in deutschen Kohle- und Atomkraftwerken geführt. Das geht aus einer Antwort des Ministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag hervor, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt.
Demnach führten die Flüsse Rhein und Neckar aufgrund der anhaltenden Trockenheit im vergangenen Jahr Niedrigwasser, was zu Einschränkungen bei der Kühlwasserentnahme in Kraftwerken geführt hatte. Dadurch hätten 1,3 Gigawatt Kraftwerkskapazitäten weniger zur Verfügung gestanden als sonst. Allerdings liege dieser Wert nur "geringfügig" über dem Durchschnitt der Einschränkungen, die jedes Jahr in den Sommermonaten Juni und Juli auftreten, erklärte das Ministerium. Zuerst hatte die "Rheinische Post" (27. Juni) darüber berichtet.
"Die anhaltende Hitzeperiode im Sommer 2018 hatte dazu geführt, dass sich die Temperaturen in Rhein und Neckar der Grenze von 28 Grad genähert haben, die aus Gründen des Gewässerschutzes ohne eine entsprechende Ausnahmegenehmigung für den Kraftwerksbetrieb nicht überschritten werden darf", hieß es in der Antwort weiter. Die Stromversorgung sei jedoch zu keinem Zeitpunkt gefährdet gewesen. Auswirkungen auf den Strom-Großhandelspreis seien bislang ebenfalls nicht zu erkennen. Allerdings sei es wegen des Niedrigwassers zu "Einschränkungen des Kohletransports zu süddeutschen Kraftwerken" über den Schiffsverkehr gekommen, erklärte das Ministerium. Im Gegenzug sei die Belieferung durch die Bahn "so weit wie möglich erhöht" worden.
Laut dem Ministerium hat die Bundesnetzagentur die Betreiber der überregionalen Stromnetze nun gebeten, ein Konzept für eine präventive Kohlebevorratung zu entwickeln. In diesem Zusammenhang solle unter anderem geprüft werden, inwieweit zusätzliche Lagerkapazitäten für Steinkohle an den Standorten süddeutscher Kraftwerke notwendig seien.
Da der aktuelle Sommer und auch künftige Sommer ähnlich heiß werden können, warnen die Grünen vor Verzögerungen beim Ausbau der erneuerbaren Energien. "Deutschlands bisherige fossile und atomare Stromversorgung ist nicht nur klimaschädlich und gefährlich, sie ist auch alles andere als wetterfest", sagte die Grünen-Politikerin Julia Verlinden.