Der Bielefelder Oberbürgermeister Pit Clausen fordert eine positivere Haltung und mehr Engagement für Flüchtlinge. Auf einer Tagung in der evangelischen Akademie Villigst in Schwerte zu "Kirche und Migration" verwies der SPD-Politiker am 18. Mai auf die Spielräume der Kommunen bei der Aufnahme von Flüchtlingen. So habe er sich in im vergangenen Jahr, als sich Italien und Malta weigerten, aus Seenot gerettete Flüchtlinge aufzunehmen, gemeinsam mit anderen Großstädten in NRW wie Bonn, Köln und Düsseldorf dafür stark gemacht, mehr Menschen aufzunehmen, als die Stadt verpflichtet gewesen wäre. Der Soziologe Aladin El-Mafaalani betonte auf der Tagung allerdings, dass Integration von Zuwanderern stets auch eine Zunahme von Verteilungskonflikten bedeute

Der Beauftragte der Evangelischen Kirchen von Westfalen für Zuwanderungsarbeit, Helge Homann, kritisierte, dass die Politik zwischen Willkommenskultur und Abschottung schwanke. Asylsuchende würden als erstes über Rückkehrmöglichkeiten in ihre Heimat belehrt und nicht willkommen geheißen. Homann beklagte, dass es bei vielen Menschen noch rassistische Grundhaltungen gebe. Die Kirche müsse mit Aufklärung und Bildung dagegenhalten.

Migrationsexperte: Integration bedeutet auch mehr Konflikte

Landeskirchenrat Jan-Dirk Döhling forderte zu mehr Wahrhaftigkeit auf. Dazu gehöre die Einsicht, dass die Schließung der Grenzen und Abkommen mit Mittelmeeranrainerstaaten und afrikanischen Ländern, die an wichtigen Fluchtrouten liegen, zu mehr Toten auf der Flucht und unmenschlichen Bedingungen in den Flüchtlingscamps führten. Kirche müsse sich hier klar auf die Seite der Opfer stellen und auch den öffentlichen Streit suchen.

Die Integration von Migranten in Deutschland bedeutet nach Auffassung des Soziologen Aladin El-Mafaalani auch eine Zunahme von Verteilungskonflikten. "Integration bedeutet, dass sich mehr Menschen an einen Tisch setzen", sagte El-Mafaalani, Abteilungsleiter im NRW-Integrationsministerium auf der Tagung in Schwerte. Wenn der zu verteilende Kuchen nicht größer werde, seien die Folge programmiert: "Es gibt mehr Konflikte." Dies sei jedoch nicht nur negativ zu beurteilen. "Konflikte haben eine wichtige Funktion für den sozialen Frieden."

Die Entwicklung der zurückliegenden 30 Jahren zeige eindeutig, dass die deutsche Gesellschaft offener geworden sei. Am deutlichsten werde das bei der Rolle der Frauen in der Gesellschaft, die die höheren Bildungsabschlüsse und besseren Examina als Männer vorweisen könnten. Nur beim Erreichen von Spitzenstellungen in Wirtschaft oder Politik sowie bei der Entlohnung seien sie weiterhin benachteiligt. Auch andere Gruppen wie die Zuwanderer, Homosexuelle, Behinderte fänden heute mehr Gehör.