Kerpen (epd). Klimabündnisse und Bürger der rheinischen Braunkohlereviere haben am 18. Mai mit stillen Protestaktionen gegen die Entwidmung und den Abriss einer katholischen Kirche in Kerpen-Manheim im Tagebau Hambach protestiert. In Kerpen-Buir führte ein Demonstrationszug auf Einladung von "Fridays for Future Köln" nach Kerpen-Manheim zur Kirche St. Albanus und Leonhardus, wie Paul Boutmans von der Unterschriftenaktion "Die Kirche im Dorf lassen" dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte.
Vor der Kirche im alten Ort Manheim setzten rund 250 Menschen ihren Protest mit Gebeten, Gesängen und Plakaten fort, wie Boutmans erläuterte. Dabei hätten sich Klimaaktivisten, auch aus dem Hambacher Wald, und Gläubige vereint im friedlichen Protest zusammengefunden. An den Aktionen beteiligten sich weitere regionale Bündnisse wie "Verheizte Heimat", "Alle Dörfer bleiben" und "Burned_Out".
Kritik an katholischer Kirche
Vor allem die katholischen Bewohner der Region richteten ihre Kritik an die katholische Kirche, dem Abriss der Kirche im alten Manheim zugestimmt und sich nicht für einen Erhalt des Gebäudes eingesetzt zu haben. Einige Aktionsteilnehmer hätten ihren Unmut und ihre Enttäuschung gegenüber der örtlichen Kirchen- und Gemeindevertretung mit Pfiffen und "Buh"-Rufen zum Ausdruck gebracht, schilderte Boutmans. Ein Antrag im Stadtrat von Kerpen, auf kommunaler Ebene eine Abrissgenehmigung der Kirche zu verhindern, war zuvor gescheitert.
Die Aktion "Kirche im Dorf lassen" habe deutlich machen wollen, dass der Kirchenbau auch nach seiner Profanisierung als Erinnerungssstätte für die Menschen dienen könnte und erhaltenswert sei, erläuterte Boutmans. Auch wenn in den neu entstandenen Ortschaften neue Kirchen den alten Kirchenschätzen und den Gläubigen eine neue Heimat gäben, seien die alten Bauten wichtige Bezugspunkte für die Bewohner der Region.
Für den Nachmittag hatte die katholische Kirchengemeinde zu einem Gottesdienst zur Entweihung des Gebäudes eingeladen. Die Kirche St. Albanus und Leonhardus befindet sich im Abbaugebiet des Braunkohletagebaus Hambach, das 2022 endgültig abgebaggert werden soll. Das heutige Kirchengebäude stammt aus den Jahren 1898 bis 1900 und ersetzte eine baufällige Vorgängerkirche aus dem 16. Jahrhundert.
Der benachbarte Hambacher Wald im Kreis Düren gilt als Symbol des Widerstands gegen den Kohle-Abbau. Nachdem sich die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission "Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung" Ende Januar für den Erhalt des Waldes ausgesprochen hatte, schloss sich auch NRW-Ministerpräsident Laschet der Einschätzung an. RWE kündigte daraufhin an, bis 2020 keine weiteren Bäume zu fällen. Ursprünglich hatte das Unternehmen ab Mitte Oktober 2018 die Hälfte des noch stehenden Waldes roden wollen.