Speyer (epd). Eine Glocke aus der NS-Zeit ist am 15. Mai in der evangelischen Kirche im rheinland-pfälzischen Mehlingen entfernt worden. Das Presbyterium hatte sich bereits 2017 einstimmig für das Abhängen der Glocke aus dem Jahr 1933 entschieden. Grund war die Inschrift, die mit den Worten beginnt "Ins Dritte Reich hineingeboren / hat man mich für das Wort erkoren." Die Entscheidung der Presbyter für eine neue Glocke habe viel Unruhe aus der Kirchengemeinde genommen, sagte der Dekan des Kirchenbezirks An Alsenz und Lauter, Matthias Schwarz. Pfarrerin Ute Samiec erklärte, sie sei weder auf die vielen Medienanfragen vorbereitet gewesen, noch auf die rechtsradikalen Anrufe, die sie zwischenzeitlich erreichten.
Die Glocke aus der Zeit des Nationalsozialismus geht als Dauerleihgabe an das Historische Museum der Pfalz in Speyer. Die Kosten in Höhe von rund 15.000 trägt die Evangelische Kirche der Pfalz. Das Geld für die neue Glocke stammt aus dem 150.000 Euro starken Fonds, den die Landeskirche im Zuge der Diskussion um die sogenannte Hitlerglocke in Herxheim am Berg für das Austauschen von Glocken aus der NS-Zeit aufgelegt hatte. Bundesweit wird die Zahl von Glocken aus der NS-Zeit in Kirchen beider großer Konfessionen auf etwa zwei Dutzend geschätzt.
Rücktritt
Im Zusammenhang mit Äußerungen zur Glocke musste der damalige Bürgermeister des 800 Einwohner zählenden rheinland-pfälzischen Ortes Herxheim 2017 zurücktreten. Neben Herxheim entschieden sich auch die Presbyterien in Homburg-Beeden (Saarland) und Pirmasens-Winzeln (Rheinland-Pfalz), Glocken aus dieser Zeit hängen zu lassen. In Herxheim wurde die Glocke stillgelegt und eine Mahntafel vor der Kirche errichtet.
In der Wendelinuskapelle im pfälzischen Essingen im Landkreis Südliche Weinstraße soll wie in Mehlingen ebenfalls bald eine neue Glocke klingen. Hier haben Bauarbeiten am maroden Glockenstuhl den anvisierten ursprünglichen Termin am Pfingsten platzen lassen, sagte Pfarrer Richard Hackländer. Die noch im Turm hängende Glocke ist mit einem Hakenkreuz und den Worten "Als Adolf Hitler Schwert und Freiheit gab dem deutschen Volk, goß uns der Meister Pfeifer Kaiserslautern" versehen.