Düsseldorf, Köln (epd). Mehr als 820 Menschen haben sich seit Amtsantritt der ersten NRW-Opferschutzbeauftragten Elisabeth Auchter-Mainz an die Stelle gewandt. Unter den Hilfesuchenden, die sich vom 1. Dezember 2017 bis Ende März 2019 meldeten, seien mit einem Anteil von 47 Prozent aus ihrer Sicht überraschend viele Männer gewesen, sagte Auchter-Mainz am 30. Mai in Düsseldorf. NRW hatte 2017 als Reaktion auf den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt 2016 als damals erstes Flächenland eine offizielle Opferschutzstelle eingerichtet.
Ob Eltern von getöteten Kindern, Gewalt- oder Betrugsopfer - es hätten sich viele Menschen gemeldet, die Schreckliches erlebt hätten, sagte Auchter-Mainz. Manche hätten auch Hilfe für die Folgen von lange zurückliegender Gewalt gesucht. Darunter seien zum Beispiel ehemalige Heimkinder, die als Erwachsene noch immer unter den damaligen Misshandlung litten, sowie Opfer einer Jahrzehnte zurückliegenden sexuellen Straftat. "Diese Menschen sind ihr Leben lang hoch traumatisiert und brauchen Hilfe", sagte die frühere Kölner Generalstaatsanwältin. So sei für viele Gewaltopfer der Tag angstbesetzt, wenn der Täter aus der Haft entlassen wird.
Die Opferschutzstelle ist im Gebäude des Oberlandesgerichts Köln eingerichtet. Das erleichtere den Kontakt für Hilfesuchende, sagte Auchter-Mainz. Gerade für Männer, die beispielsweise als Kinder sexuell missbraucht worden seien, werde dadurch die Hemmschwelle gesenkt. Vor diesem Hintergrund mahnte die Opferschutzbeauftragte einen Ausbau der Beratungsangebote für Männer an: "Davon haben wir nicht genug." Auch für Männerhäuser, in denen Männer - analog zu Frauenhäusern - Schutz vor häuslicher Gewalt finden, gebe es einen Bedarf.
Auchter-Mainz sprach sich auch für mehr Transparenz in der Justiz aus. So müssten Verfahrensabläufe vor Gericht besser erklärt werden, etwa in Informationsveranstaltungen. Viele Fragen von Hilfesuchenden drehten sich um solche Fragen, berichtete die Juristin. Ein großer Teil ihrer Arbeit bestehe zudem in der Aufklärung über Entschädigungsmöglichkeiten. Die Opferschutzbeauftragte soll Opfern von Kriminalität unbürokratisch einen ersten Zugang zu bestehenden Hilfsangeboten vermitteln. Sie ist unabhängig und der Verschwiegenheit verpflichtet.
NRW-Justizminister Peter Biesenbach (CDU) kündigte an, das Netzwerk für die Unterstützung von Opfern weiter auszubauen, damit es flächendeckend genügend Ansprechpartner gebe. "Opfer werden vom Land und der Gesellschaft nicht mehr alleingelassen", sagte er.