Düsseldorf (epd). Die von der nordrhein-westfälischen Landesregierung angestoßene Neuausrichtung des gemeinsamen Lernens von Kindern mit und ohne Behinderung stößt zunehmend auf Kritik. Die Folge der Politik von Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sei eine "große Verunsicherung", die angekündigten Verbesserungen der Qualität seien substanzlos, kritisierte das Bündnis für Inklusion am 3. Mai in Düsseldorf. In dem Bündnis sind 40 Organisationen zusammengeschlossen, darunter die Bildungsgewerkschaft GEW, Sozialverbände, Elternvereine und die Landesschülervertretung.
Die Umsetzung der Inklusion sei immer noch eine Mängelverwaltung, erklärte die GEW-Landesvorsitzende NRW, Dorothea Schäfer. Die Kritik entzündet sich an dem Erlass des Schulministeriums, der die Inklusion an den weiterführenden Schulen neu organisiert. Inklusionsschüler sollen ab dem Schuljahr 2019/20 nur noch in Regelschulen unterrichtet werden, die klare Kriterien erfüllen. Inklusiver Unterricht soll künftig an sogenannten Schwerpunktschulen und damit vor allem an Gesamt- und Realschulen gebündelt werden. An Gymnasien sollen Inklusionsschüler in der Regel nur noch unterrichtet werden, wenn sie eine reelle Chance auf das Abitur haben.
Hinzu kommen vier feste Qualitätsstandards für die Haupt-, Real-, Gesamt-, Gemeinschafts- und Sekundarschulen. Sie dürfen inklusiven Unterricht nur dann anbieten, wenn genügend Sonderpädagogen, Fortbildung der Lehrer, geeignete Räume und ein schlüssiges Inklusionskonzept garantiert sind.
Für die Qualitätsstandards stünden jedoch nicht genügend Mittel und Lehrkräfte zur Verfügung, kritisierte Schäfer. Nach dem Rückzug von Gymnasien aus der Inklusion müssten die anderen Schulen nun zusätzliche Klassen bilden, das sei personell nicht zu leisten.
Der Vorsitzende des Inklusionsfachverbands Gemeinsam Leben, Gemeinsam Lernen NRW, Bernd Kochanek, warf der Schulministerin mangelndes Engagement für eine Verbesserung der Qualität vor. Alle Fragen der Verbesserung der Qualität des inklusiven Unterrichts seien an die Schulaufsichten delegiert worden. Es fehle an einer Steuerung auf allen Ebenen. Die Landesschülervertretung sprach von einem "blamablen Desinteresse an der schulischen Inklusion".