Leichtigkeit und Spiel waren die wichtigsten Aspekte der Lehre am Bauhaus. Auch die Ausstellung "Bühnenwelten" im Essener Museum Folkwang lebt von ihnen. Seit Sonntag bietet die Kabinettschau einen Einblick in die darstellerische Kultur der Bauhaus-Schule, wie sie von 1921 bis 1929 an der Bühnenwerkstatt gelehrt worden ist. Die rund vierzig Exponate stammen sämtlich aus dem Sammlungsbestand des Museums Folkwang. Bis zum 8. September bieten sie über die damals bekannten Darstellungsformen der Druckgraphik und den neuen der Fotografie einen Einblick in die Kunst- und Ästhetikauffassungen des Bauhauses.

Das Bauhaus war ein Experimentierfeld. Es waren verschiedene Auffassungen, Arbeitsweisen, Arbeitsergebnisse und Kunstrichtungen, die im Bauhaus eine Bühne fanden. "Bauhaus am Folkwang: Bühnenwelten" stellt mit Flachobjekten diese Herangehensweise von "Kunst und Technik" als damals propagierter neuer Einheit vor.

Die "Bühnenwelten" beginnen passend mit Bühnenbildern. Hier haben die "Spielgänge" Lothar Schreyers (1886 - 1996) mit ihren genauen Anweisungen zur Ausführung seiner Bühnenregie einer Mischung von Inszenierungsvorgabe und -dokumentation einen besonderen Aussagewert. Das Bauhaus ist ein Kind der Funktionalität der Moderne.

Die folgende Werkgruppe Fotografie zeigt ungewohnte Blickwinkel, die eine Dynamik ins Bild bringen. Darin kommen die Bauhäusler als experimentierende Amateurfotografen zum Vorschein. Selbstportraits dienen der Selbstinszenierung, etwa wenn Laszlo Moholy-Nagy (1895 - 1946) sich mit Maske abgelichtet hat und sich darüber im Bauhaussinne als Künstler und Person auch selbst erkundet.

Ebenso wollen szenische Fotografien im festgehaltenen Bewegungsmoment wie Abbildungen des Tanzes dem Betrachter eine an sich flüchtige Handlung vermitteln. Mit der Metallwerkstattleiterin Marianne Brandt (1893 - 1983) rückt die Ausstellung ebenso eine der wenigen Bauhausmeisterinnen in den Blick - und den mit ihr verbundenen unterschiedlichen Methoden. Metall hat sie in Spiegelungen und Helligkeit fotografiert und Metallgebrauchsprodukte als Kostümschmuck eingesetzt.

Eines der gezeigten Bilder hat dabei einen besonderen Bezug zum Ausstellungsort, denn es ist das einzige in Essen erhaltene Exemplar des "Folkwangzyklus" von 1928, den der Bauhausmeister Oskar Schlemmer (1888 - 1943) eigens für das Museum anfertigte. Dass es überhaupt hier gezeigt werden kann, nachdem es in den 1930er Jahren als sogenannte Entartete Kunst entfernt worden war, ist einem Wiedererwerb in den 1950er Jahren zu verdanken. Das Bild war ein Entwurf für die Bilder des Brunnenraums des alten Museumsgebäudes.

Die Ausstellung geht über mehr als ein Gedenken an "100 Jahre Bauhaus" hinaus. Zum einen stammt das Museum Folkwang wie die Folkwangidee einer Verschönerung und Verbesserung der Welt durch die Künste aus der selben Zeit wie das Bauhaus. Zum anderen zeigte das Essener Haus schon in seinen frühen Jahren Bauhauswerke. Es besteht also eine doppelte Verbindung, die die künstlerische Arbeit und Aufnahme des seinerzeit neuen Stils im Westen belegt.

Nach den expressionistischen Anfängen des Bauhauses mit "Lyonel Feininger" sind die "Bühnenwelten" die zweite Kabinettausstellung der dreiteiligen Reihe "Bauhaus am Folkwang". Im September folgt noch "Laszlo Moholy-Nagy" und damit die Hinwendung des Bauhauses zu Film und Fotografie.