Etwa 200 Menschen haben am 24. April in Köln des Völkermords an den Armeniern während des Ersten Weltkrieges gedacht. Wie die Initiative "Völkermord erinnern" mitteilte, wurde bei der Gedenkfeier an der linksrheinischen Seite der Hohenzollernbrücke vorübergehend auch das umstrittene Mahnmal aufgestellt, mit dem bereits im vergangenen Jahr an den Genozid im damaligen Osmanischen Reich erinnert worden war.

Die Veranstaltung mit dem Titel "Dieser Schmerz betrifft uns alle" sei ohne Zwischenfälle abgelaufen, sagte Ilias Uyar, Mitglied der Initiative. Aufgrund des regnerischen Wetters musste sie allerdings etwas verkürzt werden. Bei dem Treffen am Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm II. hatte unter anderem der Pfarrer der Armenischen Gemeinde Köln, die nach eigenen Angaben mit über 6.000 Mitgliedern die größte in Deutschland ist, für die Getöteten gebetet. Zudem sprach der Leiter des ARD-Politmagazins "Monitor", Georg Restle, über die aktuelle Bedeutung von Rassismus und Nationalismus.

Den Aufruf zu der Gedenkveranstaltung hatten unter anderem die Armenische Gemeinde Köln, der Verein El-De-Haus, das katholische Bildungswerk Köln, die Melanchthon-Akademie Köln und der Arbeitskreis Christlicher Kirchen in Köln unterstützt. Die Initiative "Völkermord erinnern" hatte bereits im vorigen Jahr als Erinnerung an den Völkermord an den Armeniern die von den Kölner Künstlern Stefan Kaiser und Max Scholz gestaltete Stahl-Skulptur aufgestellt. Die Stadt Köln hatte daraufhin in einer Eilentscheidung vor dem Verwaltungsgericht die Rechtmäßigkeit des Abbaus des Mahnmals durchgesetzt. Hintergrund war, dass das Mahnmal ohne Genehmigung der Stadt aufgestellt worden war. Zudem hatte die Kommune argumentiert, dass es bereits einen Gedenkstein für die Opfer des Genozids in Köln gebe.

Die Vertreibung und Vernichtung von Armeniern, Aramäern, Assyrern und Pontos-Griechen hatte am 24. April 1915 begonnen. Bis 1918 fielen den Massakern und Deportationen bis zu 1,5 Millionen Menschen zum Opfer. Das Deutsche Reich unter Kaiser Wilhelm II. war als Verbündeter des Osmanischen Reichs im Ersten Weltkrieg am Genozid beteiligt. In der Türkei wird der Völkermord bis heute bestritten. Eine Resolution des Bundestages vom Juni 2016, in der die historischen Ereignisse als Völkermord verurteilt wurden, hatte zu politischen Spannungen zwischen der Türkei und Deutschland geführt.