Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in NRW wirbt für das Schreiben mit der Hand an Schulen. Lehrkräfte in allen Bundesländern beklagten eine Verschlechterung der motorischen Fertigkeiten von Schülern, erklärte die Gewerkschaft am 9. April in Dortmund und verwies auf eine repräsentative Erhebung. Für die Studie Step 2019 befragte der VBE zusammen mit dem Schreibmotorik Institut in der Zeit von September 2018 bis Januar 2019 bundesweit über 2.000 Lehrkräfte. Von ihnen kamen 300 aus NRW.

Bundesweit stimmten 89 Prozent der befragten Lehrer der Aussage zu, dass sich im Primarbereich die Kompetenzen, die Schüler als Voraussetzung für die Entwicklung der Handschrift mitbringen, sehr verschlechtert haben. In Niedersachsen stimmte sogar jeder Lehrer dieser Aussage zu, in Nordrhein-Westfalen 90 Prozent der Befragten.

Unleserliche Schrift, langsames Schreibtempo

Die Aussagen der Lehrer im Sekundarbereich fielen ähnlich aus. Bundesweit gaben 86 Prozent der befragten Lehrer an, dass sich die Handschrift der Schüler durchschnittlich in den vergangenen Jahren sehr verschlechtert habe. Die meiste Zustimmung erhielt diese Aussage von Lehrern in Schleswig-Holstein (95 Prozent), gefolgt von Rheinland-Pfalz (94 Prozent) und Baden-Württemberg (91 Prozent). In NRW waren es 85 Prozent.

Unleserliche Schrift, langsames Schreibtempo, Schwierigkeiten bei bestimmten Buchstabenverbindungen oder Probleme, Texte gerade auf einer Linie zu schreiben, gehören zu den besonders häufig genannten Beobachtungen. Als Ursachen benennen die Lehrer mangelnde Schreibroutine, schlechte Motorik und Koordination sowie Konzentrationsprobleme und fortschreitende Digitalisierung der Kommunikation. Digitale Medien eigneten sich kaum als Medium zum Erlernen des Handschreibens, urteilte die überwiegende Mehrheit. Nur fünf Prozent bewerteten digitale Medien hierfür als sehr gut oder gut geeignet.

Auch im digitalen Zeitalter bleibe das Handschreiben sinnvoll und notwendig, urteilten die Lehrer zu 99 Prozent im Primarbereich und zu 98 Prozent im Sekundarbereich. Eine flüssige Handschrift wirke sich positiv auf die schulischen Leistungen aus, vor allem auf die Rechtschreibung und das Lesen, hieß es.

Wertvolles Kulturgut

Auch der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK) fordert eine stärkere Förderung der Handschrift in den Schulen. "Wann immer es möglich ist, also auch in den höheren Klassen, sollte mit der Hand geschrieben werden", sagte der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU) den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (10. April). Mit der Hand zu schreiben entwickele nicht nur die motorischen Fähigkeiten, "die Handschrift ist auch ein wertvolles Kulturgut, das auch die Individualität des Menschen zeigt". Bundesbildungsministerin Anja Karliczek sprach sich ebenfalls für eine Förderung des Handschreibens aus. "Vieles bleibt besser im Kopf, wenn man es von Hand notiert hat", sagte die CDU-Politikerin.