US-amerikanische Atomkraftgegner warnen vor einem Export des Atommülls aus dem Forschungszentrum Jülich in die USA. In einer veröffentlichten Stellungnahme anlässlich des Besuchs des Nationalen Begleitgremiums zur Endlagersuche am 19. Februar in Jülich erklärt der US-Umweltaktivist Tom Clements, dass eine Lagerung der 152 Castoren in Deutschland weit weniger riskant und umweltbelastend sei. Bei einer Entsorgung der Brennelemente in der Atomanlage Savannah River Site (SRS) in South Carolina würde seinen Angaben nach wegen der dort geltenden geringeren Standards radioaktives Kohlenstoff-14 in die Atmosphäre gelangen. Zudem lagerten dort bereits große Mengen hochradioaktiven Abfalls.

Nach der Stellungnahme von Clements, Direktor der Umweltorganisation "Savannah River Site Watch", wird die Atomanlage vom US-Energieministerium verwaltet, weshalb dort nicht die strengeren Standards der Kernenergie-Regulierungskommission (Nuclear Regulatory Commission) gelten. So würden zwar radioaktive Partikel aus den Brennelementen gefiltert, es gelangten aber gasförmige radioaktive Emissionen in die Atmosphäre. "Sollte die US-Option weiter in der Diskussion bleiben, muss Deutschland verlangen, dass im SRS deutsche Umweltstandards und EU-Vorgaben erfüllt werden", forderte Clements.

Sicherheitsbedenken

Der Umweltaktivist verwies zudem auf Berichte des US-Energieministeriums über den maroden Zustand von Teilen der Savannah-River-Site-Anlage und Bedenken über die Sicherheit im Fall eines Erdbebens. In der Anlage lagerten bereits große Mengen hochradioaktiven Atommülls, für den es keinen langfristigen Lagerungs- oder Entsorgungsplan gebe, darunter 140 Millionen Liter flüssigen Atommülls aus dem Kalten Krieg. "Mehr hochradioaktiven Müll zu erhalten, würde die Situation nur schlimmer machen", erklärte Clements. Die Hauptmotivation für die SRS-Betreiber, deutsche Castoren einführen zu wollen, sei das Geld, das sie dadurch verdienen würden. Clements forderte, stattdessen weniger riskante und umweltschädigende Optionen für eine Entsorgung des Atommülls in Deutschland in den Fokus zu rücken.

Das Nationale Begleitgremium, ein unabhängiges, pluralistisch zusammengesetztes gesellschaftliches Gremium, will bei seinem Besuch in Jülich unter anderem über den weiteren Umgang mit den dort lagernden 152 Castor-Behältern mit knapp 300.000 hochradioaktiven Brennelementekugeln sprechen. Das Jülicher Zwischenlager muss so schnell wie möglich geräumt werden, weil die Betriebsgenehmigung wegen mangelnder Erdbebensicherheit bereits 2014 abgelaufen ist. Geprüft werden neben dem Export in die USA zwei weitere Lösungen: ein Transport der Brennelemente von Jülich ins 180 Kilometer entfernt gelegene münsterländische Ahaus und der Bau eines neuen Zwischenlagers in Jülich.