Der Armutsforscher Christoph Butterwegge lehnt eine Kindergrundsicherung ab, wie sie unter anderem von SPD, Grünen und Linkspartei gefordert wird. Dies wäre "Familien- und Sozialpolitik nach dem Gießkannenprinzip", von der insbesondere gut verdienende Mittelschichtfamilien profitieren würden, schreibt der Politikwissenschaftler in einem Beitrag für den "Kölner Stadt-Anzeiger" (21. Januar). "Kinder sind arm, wenn und weil ihre Eltern arm sind", erklärte er. Deshalb dürfe man die Kinder nicht aus dem Familienverbund herauslösen, sondern müsse auch ihren Eltern bedarfsdeckende Leistungen zugestehen.

Statt "Umverteilung von den Kinderlosen zu den Eltern" müsse die Devise "Umverteilung von oben nach unten" lauten, schreibt der Sozialforscher. Besonders ungerecht und schlecht für Arme sei eine Pauschalierung von Leistungen, weil dadurch alle Minderjährigen über einen Kamm geschoren würden. Um Kinderarmut gezielt zu bekämpfen, müssten staatliche Gelder bedarfsgerecht auf jene Menschen konzentriert werden, die Unterstützung benötigten, um in Würde leben zu können.

"Wohlhabende, Reiche und Hyperreiche" müssten keine zusätzlichen Gelder erhalten, sondern im Gegenteil finanziell stärker in die Pflicht genommen werden, fordert Butterwegge. Dies könne erreicht werden durch einen höheren Spitzensteuersatz, die Wiedereinführung der Vermögensteuer, eine progressive Ausgestaltung der Kapitalertragsteuer sowie eine konsequentere Besteuerung großer Erbschaften und Schenkungen.

Bei der Kindergrundsicherung geht es um eine Absicherung von Kindern unabhängig vom Einkommen der Eltern. Die finanzielle Förderung und steuerliche Entlastung von Familien soll reformiert werden mit dem Ziel, alle Leistungen zu einer einzigen zusammenzufassen, die den Grundbedarf eines Kindes abdeckt.

Pläne für eine Kindergrundsicherung gibt es bei SPD, Grünen und Linkspartei, entsprechende Forderungen kommen zudem von Sozialverbänden und Gewerkschaften. Auch die Arbeits- und Sozialminister der Bundesländer lassen ein Konzept für eine Kindergrundsicherung erarbeiten. Die Vorstellungen sind aber bei den Akteuren unterschiedlich.