Der "Bahn-Verspätungsschal" von Zugpendlerin Claudia Weber aus Moosburg hat international Berühmtheit erlangt - nun wurde er für 7.550 Euro zugunsten der Münchner Bahnhofsmission versteigert. Die 55-Jährige hatte vergangenes Jahr für jede Verspätung auf der Strecke zur Arbeit oder nach Hause abends zur Stricknadel gegriffen und jeweils zwei Reihen gestrickt: Graue Wolle für unter fünf Minuten Verspätung, rosa für fünf bis 30 Minuten und rote Wolle für über 30 Minuten oder Verspätungen auf der Hin- und Rückfahrt. Herausgekommen ist ein gut eineinhalb Meter langer Schal, der viel Aufmerksamkeit erregte.

Denn Claudia Webers Tochter Sara fotografierte die Handwerkskunst ihrer Mutter und machte sie in sozialen Medien publik. Der Schal wurde zum Klick-Hit: Der auf Twitter veröffentlichte Post wurde in kurzer Zeit 4.500 Mal geteilt. Auch medial war der "Verspätungsschal" präsent: In den "Tagesthemen" war er zu sehen, der englische "Guardian" schrieb über "The German train-delay scarf" - und das Frühstücksfernsehen in Argentinien berichtete über den Schal gewordenen Pendlerfrust der treuen Bahnfahrerin Claudia Weber, wie die Innere Mission München als Träger der dortigen Bahnhofsmission am Wochenende mitteilte.

Claudia Webers Tochter Sara brachte den Schal am 19. Januar für ein Foto mit zur Spendenübergabe bei der Bahnhofsmission. Mit dem Geld will die Einrichtung nun ihre langsame Internetleitung aufmöbeln - auch, um ihren Klienten künftig kostenloses WLAN anbieten zu können, etwa zur Kommunikation mit Behörden oder mit Verwandten. Vom Rest sollen Babynahrung, Hygieneartikel sowie Lebensmittel für die Hilfebedürftigen angeschafft werden. Ersteigert wurde der Schal vom Geschäftsführer einer DB-Tochter, die mit Risikokapital unter anderem Start-up-Unternehmen unterstützt.