Der ehemalige KZ-Aufseher Jakiv Palij ist tot. Er starb am 9. Januar im Alter von 95 Jahren in einem Altenheim im münsterländischen Ahlen, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am 10. Januar meldete. Die Information wurde dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigt. Der staatenlose Palij war im August vergangenen Jahres aus den USA nach Deutschland abgeschoben worden.

Der Mann, der nach Angaben der US-Regierung Aufseher im NS-Arbeitslager Trawniki im besetzten Polen war, lebte nach dem Zweiten Weltkrieg im New Yorker Stadtteil Queens. Deutschland und die USA hatten jahrelang um den Umgang mit Palij gerungen. Die Vereinigten Staaten hatten seit 2004 versucht, Palij abzuschieben.

Der gebürtige Pole, der auf dem Gebiet der heutigen Ukraine geboren wurde, war 1949 in die USA emigriert und 1957 amerikanischer Staatsbürger geworden. Weil er falsche Angaben zu seiner Beteiligung an NS-Kriegsverbrechen gemacht hatte, wurde ihm 2003 die US-Staatsbürgerschaft entzogen und 2004 seine Abschiebung angeordnet.

Keine strafrechtlichen Ermittlungen

In Deutschland liefen gegen Palij bei seiner Überstellung keine strafrechtlichen Ermittlungen. Zwar hatte die Staatsanwaltschaft Würzburg in der Vergangenheit gegen Palij ermittelt, diese Ermittlungen waren aber aus Mangel an Beweisen eingestellt worden, wie die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg erklärte.

Palij wurde US-Angaben zufolge im SS-Ausbildungslager Trawniki ausgebildet. Aus Gerichtsunterlagen gehe hervor, dass dort ausgebildete Männer an der "Aktion Reinhard" zur Ermordung der Juden in Polen beteiligt gewesen seien. Zudem sei Palij im benachbarten Arbeitslager Trawniki als bewaffneter Aufseher tätig gewesen. Als solcher habe er die Flucht jüdischer Gefangener verhindert und somit eine entscheidende Rolle dabei gespielt, dass dort am 3. November 1943 etwa 6.000 Juden erschossen wurden.