Als Reaktion auf anhaltende Kritik hat der türkische Islamverband Ditib einen neuen Vorsitzenden gewählt. Der Theologe Kazim Türkmen folgt als Vorstandsvorsitzender auf Nevzat Yasar Asikoglu, wie die Ditib am 7. Januar in Köln mitteilte. Türkmen gehörte zuletzt nicht dem Vorstand an, war aber in der Vergangenheit bereits als Buchhalter für den Islamverband tätig.

Die Ditib erklärte, man wolle mit der Neuwahl des Vorstandes "die seit nahezu drei Jahren andauernden Debatten entschärfen und einen Neuanfang starten". Dabei werde die staatliche türkische Religionsbehörde Diyanet "der Ditib als Quelle ihrer spirituellen, geistigen und religiösen Referenz auch weiterhin eine wichtige Stütze sein". Die Ditib steht wegen ihrer engen Verbindung zum türkischen Staat immer wieder in der Kritik.

Stellvertretender Vorsitzender bleibt der Theologe Ahmet Dilek. Die bisherige Generalsekretärin Emine Secmez wird von ihrem Stellvertreter Abdurrahman Atasoy abgelöst und nimmt nun selbst den Posten der Vize-Generalsekretärin ein. Neu in den Vorstand gewählt wurden die stellvertretende Vorsitzende des Ditib-Landesverbandes NRW, Sümeyye Öztürk Mutlu, und der Vorsitzende des Ditib-Landesverbandes Baden-Württemberg, Erdinc Altuntas. Der neue Vorstand will sich den Angaben zufolge im Januar auf einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorstellen.

Versäumnisse eingeräumt

Die Ditib beklagte am 7. Januar "zum Teil weit über das Maß der Kritik hinausgehende und zum Teil ungerechtfertigte Angriffe" in der öffentlichen Debatte. Zugleich räumte der Verband aber auch "zum Teil berechtigte Kritik an der Ditib wie auch Versäumnisse der Ditib" ein. Konkrete Beispiele nannte der Verband nicht.

Die Ditib kündigte an, künftig ihre "Verantwortung als Religionsgemeinschaft" in das Zentrum ihrer Arbeit zu stellen und die Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts voranzutreiben. In Hessen und NRW seien die Satzungen der Landes- und Regionalverbände bereits dahingehend geändert worden, "dass sie die notwendige Selbstständigkeit ohne jeden Zweifel erfüllen", hieß es. Dies sei nötig, um dort auch künftig Träger des islamischen Religionsunterrichts zu sein.

Auch in den anderen Bundesländern wolle die Ditib ihren Beitrag beim Religionsunterricht und bei den Standorten für Islamische Theologie leisten, erklärte der Verband. Als weitere Tätigkeitsfelder nannte er unter anderem eine Professionalisierung der Wohlfahrtsarbeit und die Stärkung der gesellschaftlichen Teilhabe muslimischer Frauen.

Vom 2. bis 4. Januar hatte es in Köln auf Einladung von Ditib und Diyanet ein Treffen europäischer Muslime mit rund 100 Teilnehmern aus 17 Ländern gegeben. Laut Medienberichten sollen mit Kahled Hanafy, Hussein Halawa und Ibrahim El-Zayat Teilnehmer vor Ort gewesen sein, die den Muslimbrüdern und damit radikalen Islamisten zugerechnet werden. Die Ditib bestätigte deren Teilnahme nicht und erklärte lediglich, dass "Vertreter von konservativeren bis hin zu moderneren Auslegungen des Islams" anwesend waren. Das NRW-Innenministerium hält die offensichtliche Nähe zwischen Ditib und Muslimbruderschaft, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, für bedenklich.