Die guten Absichten stehen auf roten Zetteln an einer Wand des Tagungshotels in Bad Neuenahr. "Junge Erwachsene könnten mal ernst genommen werden", lautet ein Vorsatz, "Offenheit für 'Das-haben-wir-noch-nie-gemacht'-Ideen von jungen Leuten" ein anderer. Jugendliche und Erwachsene aus der erstmals veranstalteten Jugendsynode der Evangelischen Kirche im Rheinland haben festgehalten, was sie im neuen Jahr in ihrer Kirche ändern wollen.

Ein Gutteil der Vorsätze für 2019 ist schon am Ende der zweiten Januarwoche erfüllt: Die Landessynode, das oberste Gremium der Landeskirche, übernahm bei ihrer am 11. Januar zu Ende gegangenen Tagung fast alle Vorschläge der vorangegangenen Jugendsynode. Junge Leute werden demnach mehr Einfluss in der zweitgrößten deutschen Landeskirche bekommen.

Drei Tage lang hatten junge Delegierte der evangelischen Jugend und altgediente Abgeordnete der Landessynode vom 4. bis 6. Januar über Zukunftsfragen der Landeskirche diskutiert. Einige der jungen Leute nahmen als Gäste auch an der Landessynode teil, die direkt im Anschluss tagte und über die Vorschläge und Forderungen der Kirchenjugend zu entscheiden hatte.

Modellprojekte in fünf Kirchenkreisen

Fiona Paulus, Mitorganisatorin der Jugendsynode, ist mit den Ergebnissen sehr zufrieden. "Im Prinzip hat die Landessynode alles übernommen, was die Jugendsynode vorher beschlossen hat", sagt die 21-jährige Vize-Vorsitzende der Evangelischen Jugend im Rheinland erfreut. Auch für die weitere Arbeit an den Themen gebe es schon die ersten Termine. "Jetzt müssen wir einen gemeinsamen Weg für eine dauerhafte Zusammenarbeit finden."

Wie genau junge Menschen stärker an Entscheidungen beteiligt werden können, soll in fünf Kirchenkreisen über einen Zeitraum von drei Jahren in Modellprojekten erprobt werden. Zudem sollen künftig mehr junge Menschen in der Landessynode vertreten sein. Geprüft wird bis zur Landessynode 2020 auch eine Quotenregelung: Nach dem Willen der Jugendsynode soll jede Gemeinde und jeder Kirchenkreis Jugendausschüsse einrichten, die zur Hälfte mit jungen Menschen besetzt sind.

Der Jugenddelegierte Lukas Schrumpf aus Solingen freut sich vor allem darüber, dass bei seinem "Herzensanliegen", dem Thema neue Gemeindeformen, die Ideen der Jugendsynode Anklang in der Landeskirche fanden. "Es wurde nicht jede Formulierung der Jugendsynode zu dem Thema aufgenommen, aber jeder Gedanke", sagt der 24-Jährige. Auch andere Beschlüsse des Jugendparlaments übernahm die Landessynode - etwa den Entschluss, sich an einem neuen Seenotrettungsschiff zu beteiligen, und das Bekenntnis zu einer vielfältigen Jugendarbeit.

Austausch auf Augenhöhe

Die jungen Abgeordneten berichten begeistert von einem Austausch auf Augenhöhe mit den erfahrenen Synodalen. "Der Altersunterschied spielte keine Rolle", sagt Schrumpf. Das sei entscheidend, um junge Menschen zur Mitarbeit in der Kirche zu motivieren. "Junge Menschen brauchen das Gefühl, gebraucht zu werden", unterstreicht der Jugenddelegierte und benutzt eine Fußballmetapher: "Und zwar nicht als Bankwärmer, sondern als Mittelstürmer."

Auch Präses Manfred Rekowski bewertet die Jugendsynode als Erfolg. "Das Experiment, das wir eingegangen sind, hat sich bewährt", sagte der leitende Theologe der rheinischen Kirche. Die Landessynode habe gemerkt: "Das sind junge Menschen, die zu unserer Kirche gehören, die in dieser Kirche etwas wollen, die viel können und viel einbringen können."

Doch die kirchlichen Strukturen machen es jungen Leuten manchmal schwer, sich einzubringen. Lukas Schrumpf berichtet, es sei eine Herausforderung gewesen, eine Jugenddelegation für die Landessynode zusammenzustellen. Das liege nicht an mangelndem Interesse, sondern an praktischen Problemen: "Es ist nicht leicht, es zeitlich zu organisieren, sich eine ganze Woche freizunehmen", sagt der junge Mann, der selbst berufstätig ist. Auch die Mitarbeit in vielen kirchlichen Ausschüssen, die sich außerhalb der Synode vormittags an Werktagen treffen, sei für Berufstätige kaum möglich.

Auch für Fiona Paulus, die in Bonn studiert, war es nicht einfach, sich eine ganze Woche für Jugendsynode und Landesynode freizuschaufeln. Zwar sei sie als Studentin recht flexibel. "Aber ich musste hier in Bad Neuenahr abends manchmal Stoff nacharbeiten, weil ich sonst zu viel verpasst hätte."