Die "Kampagne Offener Ganztag" (OGS) hat am 12. Dezember 55.800 Unterschriften für bessere Bildung und Erziehung an NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer und ihren Kabinettskollegen, Familienminister Joachim Stamp (beide FDP), überreicht. Die Aktion hatte die Landesarbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege nach den vergangenen Sommerferien bis Ende November durchgeführt, um weitere Verbesserungen für den Offenen Ganztag zu erreichen. Unter der Überschrift "Wir bleiben dran!" fordern sie ein "Rettungspaket" für das nachmittägliche Betreuungs- und Bildungsprogramm an Grundschulen.

Knapp 56.000 Unterschriften an Minister Gebauer und Stamp überreicht

Die Vorsitzende des Arbeitsausschusses Familie, Jugend und Frauen der Arbeitsgemeinschaft, Helga Siemens-Weibring, begrüßte die Aktion und die Mobilisierung mittels Online-Petition, Unterschriftenlisten und Postkarten. Die Träger aus den Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege in NRW verantworten in über 2.000 Offenen Ganztagsschulen rund 80 Prozent aller Angebote im Offenen Ganztag (OGS) im Bundesland. Erreicht werden dadurch insgesamt rund 200.000 Schülerinnen und Schüler.

"Gute OGS darf keine Glückssache sein. Überall im Bundesland brauchen wir hochwertige pädagogische Angebote. Familie und Beruf müssen vereinbar sein. Hier kommt dem Offenen Ganztag eine Schlüsselrolle zu", erklärte Siemens-Weibring bei der Übergabe der Unterschriften im Düsseldorfer Landtag. "Zentral ist der Dreiklang aus Bildung, Erziehung und Betreuung", betonte der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft, Christian Heine-Göttelmann, und forderte eine gesetzliche Verankerung des Offenen Ganztags. "Letztlich brauchen wir eine gesetzliche Grundlage für den Offenen Ganztag, damit nicht der Wohnort der Kinder über die pädagogische Qualität entscheidet."

Wohlfahrtspflege: Zusagen vom Land reichen nicht

Für den Landeshaushalt 2019 sind bisher leichte Erhöhungen für den Ganztag angekündigt, hieß es bei der Aktion am 12. Dezember. Aus Sicht der Freien Wohlfahrtspflege reicht das allerdings bei weitem nicht. Pro Kind und Jahr würden 3.250 Euro gebraucht. Bislang steuere das Land circa 1.100 Euro pro Kind bei, die Kommunen würden mindestens einen Pflichtbeitrag von 460 Euro einbringen. "Nun sind vonseiten des Landes Zusagen gemacht, pro Platz und Schuljahr etwa 170 Euro mehr zu geben", erklärte die Landesarbeitgemeinschaft. Die sei ein gutes Zeichen, "aber nicht nachhaltig und nicht ausreichend". In der Arbeitsgemeinschaft haben sich 16 Spitzenverbände auf Landesebene - darunter Diakonie, Caritas, AWO und DRK - zusammengeschlossen.

Es hänge weiter von der Kassenlage und der Bereitschaft der einzelnen Kommunen ab, ob sie freiwillig mehr Geld für die Angebote der OGS geben, kritisierten die Verantwortlichen der Landesarbeitsgemeinschaft. "Je ärmer die Kommune, desto höher die Elternbeiträge." So sei zumindest die Tendenz, die dazu beitrage, Lebensverhältnisse ungleicher zu machen. Zudem sei auch noch die Finanzierung der Plätze von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf von der einmaligen Erhöhung der Förderung ausgenommen.