Das "Wort des Jahres 2018" lautet "Heißzeit". Es thematisiere nicht nur einen extremen Sommer, der gefühlt von April bis November gedauert habe, erklärte die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) am 14. Dezember in Wiesbaden zur Begründung. Es spiele auch auf eines der gravierendsten globalen Phänomene des frühen 21. Jahrhunderts an, den Klimawandel. Mit der lautlichen Analogie zu Eiszeit erhalte der Ausdruck eine epochale Dimension und verweise auf eine sich möglicherweise ändernde Klimaperiode.

Auf den zweiten Platz wählte die Jury das Wort "Funklochrepublik". Vor allem auf dem Land sei in Deutschland die Mobilfunkabdeckung vergleichsweise schlecht, was spätestens seit dem letzten Bundestagswahlkampf ein politisches Thema sei. Den dritten Platz belegte der Begriff "Ankerzentren". Mit deren Einführung wolle die große Koalition das Problem der unkontrollierten Migration in den Griff bekommen. Das erste Wortglied "Anker" stehe hier nicht für Fixierung oder Sicherung wie beim Anker eines Schiffs, sondern für die Anfangsbuchstaben von "Ankunft, Entscheidung, Rückführung" von Flüchtlingen und Migranten.

"Strafbelobigt"

Mit dem Satz "Wir sind mehr" (Platz vier) habe eine breite Öffentlichkeit auf fremdenfeindliche Kundgebungen in Chemnitz reagiert, erklärte die Jury. Zunächst habe es sich dabei um den Titel eines Konzerts "gegen Rechts" gehandelt, zu dem im September Zehntausende Besucher in die sächsische Stadt kamen.

Auf Platz fünf wählte die Jury den Ausdruck "strafbelobigt". Damit spielte sie auf die von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) geplante Beförderung von Hans-Georg Maaßen zum Staatssekretär an, nachdem dieser aufgrund von Äußerungen zu ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz als Präsident des Bundesverfassungsschutzes nicht mehr zu halten war. Nach einer öffentlich gewordenen Politiker-Schelte Maaßens sah sich der Minister gezwungen, ihn doch in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen.

"Mutter aller Probleme"

Platz sechs belegt der Ausdruck "Pflegeroboter". Das Wort stehe stellvertretend für eine Diskussion um die Zukunft der Betreuung von Pflegebedürftigen und Kranken, in der in absehbarer Zeit Roboter den Platz von Pflegekräften übernehmen könnten. Ein "Diesel-Fahrverbot" (Platz sieben) wurde in verschiedenen deutschen Städten erlassen, um die Einhaltung einer EU-Richtlinie zu Stickstoffdioxid-Grenzwerten durchzusetzen.

Auf Platz acht setzte die Jury "Handelskrieg". Dieser sei von US-Präsident Donald Trump als politisches Mittel der Wahl der EU und China mehrfach angedroht worden. Mit "Brexit-Chaos" (Platz neun) greife die Jury die schwierigen Verhandlungen über den EU-Austritt Großbritanniens auf. Platz zehn belegt der Ausdruck "die Mutter aller Probleme". Bundesinnenminister Seehofer habe mit dieser Bezeichung für Migration eine intensive Debatte ausgelöst, in deren Verlauf vielerlei als Mutter aller Probleme bezeichnet worden sei, von der CSU bis zu Horst Seehofers Mutter.

Die "Wörter des Jahres" wurden 2018 zum 42. Mal in Folge bekanntgegeben. Traditionell suchen die Mitglieder des Hauptvorstandes und die wissenschaftlichen Mitarbeiter der GfdS nicht nach den am häufigsten verwendeten Ausdrücken, sondern wählen solche, die das zu Ende gehende Jahr in besonderer Weise charakterisieren.

Das erste Wort des Jahres war 1977 "Szene". Im vergangenen Jahr lautete es "Jamaika-Aus", es bezeichnete das Scheitern der Bemühungen um die Bildung einer Koalition aus CDU/CSU, FDP und Grünen.