Deutschland gibt nach einer WDR-Umfrage zu wenig Geld aus, um die Folgen des Klimawandels zu bewältigen. Auf Bundes- und Länderebene seien zum Beispiel für Deichbau, Abwassermanagement, Begrünung der Städte und andere Maßnahmen zur Klimaanpassung in den vergangenen fünf Jahren rund drei Milliarden Euro aufgewendet worden, berichtete der Sender am 10. Dezember. Diese Zahl ergebe sich aus Antworten der Umweltministerien von Bund und Ländern und bedeute einen durchschnittlichen Investitionsaufwand in Höhe von etwa 600 Millionen Euro pro Jahr. Das Umweltbundesamt (UBA) habe hingegen bereits 2012 den Bedarf auf rund fünf Milliarden Euro pro Jahr eingeschätzt.

Petra Mahrenholz, Leiterin des Kompetenzzentrums Klimafolgen und Anpassung beim Umweltbundesamt (UBA), sieht daher bei der Anpassung an den Klimawandel eine Finanzierungslücke. "Wenn Deutschland genug tun würde, dann gäbe es weder Schäden im Hochwasserschutz, noch hätten wir Hitzetote zu beklagen", sagte sie dem WDR.

NRW-Umweltministerin räumt Nachholbedarf ein

Auch NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) bestätigte gegenüber dem Sender einen Nachholbedarf. "Wir werden Klimaanpassungsmaßnahmen deutlich verstärken müssen, denn in diesem Jahr haben wir gesehen, dass wir tatsächlich im Klimawandel stecken", sagte die Düsseldorfer Ministerin, die zur deutschen Delegation bei der UN-Klimakonferenz in Kattowitz gehört.

In den vergangenen Jahren sei das klimaschädliche CO2 in der Debatte aus dem Blick geraten, sagte Heinen-Esser im WDR5-Radio. Die aktuelle Diskussion in Deutschland drehe sich vor allem um Stickoxid und Diesel-Autos und dürfe nicht dazu führen, dass Menschen sich künftig einfach Benziner kauften und damit natürlich auch keinen guten Beitrag zum Klima leisteten.

Die Umweltministerin räumte mit Blick auf NRW Nachholbedarf in Sachen erneuerbare Energien ein. Sie bekräftigte den Willen der Landesregierung, den Ausstieg aus der Braunkohleverstromung "positiv zu begleiten" und sich für erneuerbare Energien einzusetzen. Aber es müsse der Kostenrahmen, der Ausgleich zwischen Beteiligten und die Diskussion mit Bürgern im Blick bleiben. Denn erneuerbare Energien bedeuteten unter anderem den Bau von Stromtrassen.

Bund sieht keine Versäumnisse

Dagegen sieht das Bundesumweltministerium in den Ergebnissen der WDR-Umfrage keine Hinweise für Versäumnisse. "Deutschland ist auf den Klimawandel gut vorbereitet", erklärte es auf Anfrage des Senders. Der Erfolg von Klimaanpassungsmaßnahmen lasse sich nicht ausschließlich an den Ausgaben bemessen.

Der Deutsche Städtetag hingegen fordert eine stärkere Unterstützung insbesondere der Kommunen. Dort seien die Folgen des Klimawandels sehr konkret zu spüren, und viele Maßnahmen zur Klimaanpassung würden auf lokaler Ebene angestoßen. Zwar gebe es für die Kommunen Hilfen aus dem Programm der "Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel". Doch dieses Programm sei deutlich unterdotiert, kritisierte Detlef Raphael vom Städtetag.

Der UN-Klimagipfel im polnischen Kattowitz war am 10. Dezember von einem Streit über den Umgang mit dem jüngsten Sonderbericht des Weltklimarates (IPCC) überschattet worden. In dem Report hatten die Wissenschaftler die Notwendigkeit verstärkter Klimaschutzanstrengungen betont, um die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen. Die Bundesregierung war im auf dem Gipfel vorgestellten Weltklima-Index der Organisation Germanwatch von Platz 22 auf Platz 27 zurückgefallen, vor allem wegen des hohen Braunkohle-Verbrauchs. Bis Freitag beraten Vertreter von mehr als 190 Ländern in Kattowitz über die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015.