Herzogenrath (epd). Die Umweltaktivistin Antje Grothus hat den zivilen Ungehorsam von Baumbesetzern und Demonstranten im Hambacher Forst verteidigt. Die Protestaktionen seien notwendig, um den gesellschaftlichen Strukturwandel anzustoßen, sagte die Aktivistin von der Bürgerinitiative "Buirer für Buir" am 3. Dezember auf einer Diskussionsveranstaltung in Herzogenrath. Das Ende der Energiegewinnung aus Kohle in Deutschland sei notwendig, um die Klimaschutzziele zu erreichen.
"Wir verheizen unsere Heimat"
"Die gegensätzlichen Interessen von RWE-Mitarbeitern, Anwohnern und Klimaschützern dürfen nicht mehr länger gegeneinander ausgespielt werden", betonte Grothus, die Mitglied der von der Bundesregierung eingesetzten Kohlekommission ist. In Deutschland werde viel mehr Strom erzeugt, als nötig sei. "Wir verheizen unsere Heimat und exportieren massiv Strom."
Die Aktivistin forderte auf der Veranstaltung der neuen Reihe "Kohlegespräche" der katholischen Bildungs- und Begegnungsstätte Nell-Breuning-Haus ein Umdenken in der Energiepolitik. So dürften energieintensive Unternehmen nicht länger von der Umlage für Strom aus Erneuerbaren Energien befreit werden, zudem müssten die Preise für Kohlestrom steigen. "Wir müssen mehr in die Entwicklung und Markteinführung von Stromspeichern investieren", forderte Grothus weiter. Noch fehle es am politischen Willen, dringend benötigte Hochtemperatur-Speicher für überschüssige Energie aus Sonne und Wind zu fördern, damit sich neue Technologien am Markt durchsetzen könnten.
Die "Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung" war Anfang Juni von der Bundesregierung eingesetzt worden und soll ein konkretes Datum für den Ausstieg aus der Kohlenutzung vorschlagen. Die 28 Mitglieder wollen Anfang 2019 ihren Abschlussbericht vorlegen.
Der Hambacher Forst im Kreis Düren gilt als Symbol des Widerstands gegen den Kohle-Abbau. Die RWE Power AG wollte eigentlich ab dem 14. Oktober die Hälfte des noch stehenden Waldes für den Braunkohletagebau Hambach roden. Das Oberverwaltungsgericht Münster verhängte jedoch einen Rodungsstopp, bis über eine Klage des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gegen den Hauptbetriebsplan des Tagebaus entschieden ist.