Der ehemalige Erzbischof von Adelaide in Australien, Philip Wilson, ist von dem Vorwurf, sexuellen Missbrauch durch einen Priester vertuscht zu haben, freigesprochen worden. Ein Berufungsgericht in Newcastle setzte den 68-Jährigen einem Bericht der Tageszeitung "Sydney Morning Herald" (6. Dezember, online) zufolge auf freien Fuß.

Der zuständige Richter bezeichnete Wilson australischen Medienberichten zufolge als glaubwürdigen Zeugen. Es habe nicht eindeutig bewiesen werden können, dass er vom Missbrauch durch einen Priester gewusst habe. Wilson hatte vor Gericht angegeben, sich nicht an die Gespräche zu erinnern, in denen eines der Opfer ihn über pädophile Übergriffe durch einen mittlerweile verstorbenen Geistlichen informiert habe.

Der damalige Erzbischof von Adelaide war im Mai als bislang ranghöchster Vertreter der katholischen Kirche in erster Instanz wegen Missbrauchsvorwürfen verurteilt worden. Papst Franziskus nahm kurz darauf Wilsons Rücktritt an. Dieser war Anfang Juli zu zwölfmonatigem Hausarrest verurteilt worden. Wilson leidet unter Alzheimer in Anfangsstadium.

Nicht der Polizei gemeldet

Das Gericht hatte Wilson für schuldig befunden, in den 70er Jahren den Missbrauch an Jungen durch einen Priester nicht bei der Polizei gemeldet zu haben. Wilsons Anwälte gingen mit dem Argument in Berufung, damals sei Missbrauch noch nicht als schweres Verbrechen angesehen worden, das angezeigt werden müsse.

In Australien steht auch der ehemalige Erzbischof von Sydney und heutige Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, George Pell, als bislang höchstrangiger Kurienverteter wegen Missbrauchsvorwürfen vor Gericht. Der Papst gewährte ihm eine Auszeit vom Amt des vatikanischen Wirtschaftsministers, beließ ihn jedoch zunächst im Amt. Pell muss sich wegen mutmaßlichem Missbrauch und dessen Vertuschung in Melbourne vor Gericht verantworten.