Die Abgeordneten des Bundestags passieren auf dem Weg zu ihren Debatten im Berliner Reichstagsgebäude seit dem 29. November wieder einen großen Adventskranz. Diakonie-Präsident Ulrich Lilie übergab kurz vor dem ersten Advent traditionell einen Wichern-Adventskranz. Es sei der Prototyp der heute in vielen Haushalten üblichen Kränze, sagte Lilie. Die Ursprungsvariante hat in diesem Jahr 23 Kerzen - vier große weiße für die Adventssonntage und 19 kleine rote für die Werktage bis Heiligabend.

Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) nahm den Kranz stellvertretend entgegen. Gemeinsam mit Abgeordneten fast aller Fraktionen wurden zur Übergabe Adventslieder gesungen. Pau lobte die Minuten des Beisammenseins inmitten turbulenter Debatten. Unmittelbar nach der Kranz-Übergabe sollte es im Bundestag um den heftig umstrittenen UN-Migrationspakt gehen.

Diakonie-Präsident Lilie warnte vor Mauern und Grenzen, auch in den Köpfen. Jeder definiere sich über Grenzen, sagte er. Die Adventszeit fordere dazu heraus, diese Grenzen zu überprüfen.

Als Erfinder des Adventskranzes gilt Johann Hinrich Wichern, einer der Gründerväter der evangelischen Diakonie. Im Advent des Jahres 1839 ließ der Theologe Wichern (1808 bis 1881) im Betsaal des "Rauhen Hauses" - eines Kinderheims in Hamburg - einen Leuchter mit roten und weißen Kerzen für die Werk- und Sonntage aufhängen. Jeden Tag wurde eine Kerze vor den ungeduldig auf Weihnachten wartenden Kindern entzündet. Im Bundestag ist das allerdings aus Brandschutzgründen verboten. Der Kranz auf der Plenarsaalebene erhelle dort vielmehr symbolisch, sagte Vizepräsidentin Pau.