Berlin/Essen (epd). In Deutschland ist die Zahl rechtsextremer Demonstranten wieder deutlich gestiegen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Von Juli bis September 2018 nahmen demnach 7.614 Neonazis an 23 rechtsextremen Demonstrationen und Kundgebungen teil. Im Vorjahreszeitraum waren es 3.040 Teilnehmer. Zuerst hatten die Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (9. November) über die Zahlen berichtet.
Von Januar bis Ende September dieses Jahres organisierten Rechtesextremisten Demonstrationen mit rund 15.290 Teilnehmern, wie sich aus der Addition der Zahlen aus mehreren Regierungs-Antworten ergibt. Im Gesamtjahr 2017 hatten insgesamt rund 11.285 Neonazis auf deutschen Straßen und Plätzen demonstriert. Deutlich höher als im laufenden Jahr lag die Zahl auf dem Höhepunkt des Flüchtlingsandrangs: 2015 nahmen etwa 59.000 Rechtsextremisten an Protesten teil, 2016 rund 29.000.
In die aktuellen Zahlen rechnet die Bundesregierung nicht die Demonstrationen der Gruppe "Pro Chemnitz" ein. Dabei war es im Spätsommer 2018 zu Gewalttaten und mehreren Dutzend weiteren Straftaten durch Rechtsextremisten gekommen. Aus der Antwort geht allerdings hervor, dass im August und September bei sieben Protestmärschen in der sächsischen Stadt insgesamt rund 19.700 Menschen teilnahmen. Dabei seien "bis zu 30 Prozent der Teilnehmer aus dem rechtsextremistischen Spektrum" gekommen. Anlass der Proteste war der Tod eines 35-Jährigen in Chemnitz. Tatverdächtig sind zwei Flüchtlinge.