Weitgehend friedlich sind die verschiedenen Kundgebungen am 10. November gegen eine Demonstration der Partei "Die Rechte" in Bielefeld abgelaufen. Nach Mitteilung der Polizei hatten an der Demonstration der Rechtsextremen zum 90. Geburtstag der verurteilten Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck 400 Männer und Frauen teilgenommen. Deren Veranstalter hatten mit 500 Teilnehmern gerechnet. Zu den Gegendemonstrationen hatten sich nach Angaben der Polizei rund 6.000 Menschen versammelt. Nach Angaben der Veranstalter, des Bielefelder Bündnisses gegen Rechts, waren es 10.000 Teilnehmer. Sie zählten bei der Demonstration der Partei "Die Rechte" 300 Teilnehmer.

Schlaghandschule und Pfefferspray bei den "Rechten"

Vor Beginn der Demonstration der Partei "Die Rechte", mussten sich deren Teilnehmer von der Polizei durchsuchen lassen. Dabei stellte sie Schlaghandschule und Pfeffersprays sicher. In einer Zwischenbilanz äußerte sich die Polizei zufrieden. Es habe sechs Platzverweise gegeben. Zwei Personen seien in Gewahrsam genommen worden und neun Strafanzeigen angefertigt worden. Zudem löste die Polizei eine Sitzblockade auf.

Die Rechtsextremen waren vom Bielefelder Hauptbahnhof durch die Innenstand bis zum Bielefelder Landgericht gezogen. An der Route hatten sich an vielen Stellen Gegendemonstranten versammelt, die lautstark ihren Protest gegen die Rechtsextremen äußerten. Zu ihrer Schlusskundgebung in Höhe des Bunker Ulmenwalls wurden sie mit anti-faschistischen Liedern von Hannes Wader und der Band "Die Ärzte" beschallt, was die Polizei unterband.

Mahnwachen

Auf dem Bahnhofsvorplatz stellten sich Antifa und die Friedensinitiative der Altstädter Nicolaikirche vor das dortige Holocaust-Denkmal. Am Rathaus hatten sich die Teilnehmer der Demonstrationen von "Wir sind mehr" und "Bündnis gegen Rechts" versammelt. Am Jahnplatz, dem zentralen Verkehrsknotenpunkt der Stadt, demonstrierte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Es gab Mahnwachen der Deutsch-Israelischen Gesellschaft vor der ehemaligen Synagoge, des Welthauses, der Gewerkschaft Ver.di an den Stadtwerken Bielefeld, auf dem Siegfriedplatz und der SPD auf dem Emil-Groß-Platz.

Haverbeck war im Mai in ihrem Wohnort im ostwestfälischen Vlotho festgenommen worden. Seitdem verbüßt sie in Bielefeld-Brackwede eine zweijährige Haftstrafe wegen Volksverhetzung, die vom Landgericht Verden verhängt wurde. Eine weitere Freiheitsstrafe durch das Detmolder Landgericht über 14 Monate wurde inzwischen rechtskräftig. Haverbeck hatte unter anderem bestritten, dass das Konzentrationslager Auschwitz ein Vernichtungslager war. Für die rechtsextreme Partei "Die Rechte" sollte sie als Spitzenkandidatin für die Europawahl 2019 kandieren.

In der Vergangenheit hatte Haverbeck zusammen mit ihrem inzwischen gestorbenen Mann Werner Georg Haverbeck das "Collegium Humanum" in Vlotho als Treffpunkt für Holocaust-Leugner und Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet geleitet. Die in den 60er Jahren gegründete rechtsextreme Vereinigung wurde 2008 verboten.