Diakonie-Präsident Ulrich Lilie hat Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) scharf kritisiert. Es sei Aufgabe des Staats "für das plurale Miteinander politische Konzepte zu entwickeln, statt die Migration als 'Mutter aller politischen Probleme' zu beklagen", sagte Lilie am 7. September in Berlin.

Seehofer soll sich Medienberichten zufolge bei einer Klausurtagung der CSU-Landesgruppe im brandenburgischen Neuhardenberg entsprechend geäußert haben. In übereinstimmenden Berichten beriefen sich "Bild" und "Welt" aus Angaben aus Teilnehmerkreisen. Wie die "Welt" berichtet, sagte Seehofer zu den fremdenfeindlichen Ausschreitung nach dem Tötungsdelikt in Chemnitz, er habe Verständnis, wenn sich Leute empören. Das mache sie noch lange nicht zu Nazis.

Diakonie-Präsident Lilie sagte, mit seiner Äußerung zur Migration stoße der CSU-Chef Millionen von Zugewanderten vor den Kopf, ohne die Deutschland jetzt und auch in Zukunft nicht auskomme. Der Weg sei demografisch längst vorgezeichnet. "Die Bundesregierung sollte Ideen liefern, wie Deutschland in zehn Jahren aussehen soll", forderte der Chef des evangelischen Wohlfahrtsverbandes.