Berlin (epd). Das nach Sexismus-Vorwürfen von der Fassade einer Berliner Hochschule verdammte Gedicht "avenidas" des Künstlers Eugen Gomringer soll in verkleinerter Form wieder angebracht werden. Die Alice Salomon Hochschule Berlin kündigte am Donnerstag an, dass nach einer Mitte September beginnenden Sanierung der Südfassade der Hochschule das Gomringer-Gedicht "avenidas" in verkleinerter Version auf einer 1 mal 1,4 Meter großen Edelstahl-Tafel im Sockelbereich neu angebracht werde.
Das Gedicht von 1953 hatte seit 2011 eine Außenmauer der Hochschule in Berlin geziert. Der Senat der Hochschule hatte Ende Januar eine bundesweite Debatte über Kunstfreiheit losgetreten, als er beschloss, das Gedicht wegen Sexismusvorwürfen übermalen zu lassen. Neben der Edelstahl-Tafel soll ein von Gomringer geschriebener Kommentar sowie ein Hinweis auf die Dokumentation zentraler Beiträge der Fassadendebatte auf der Website der Hochschule angebracht werden.
"Alleen und Blumen und Frauen"
Mit der Neugestaltung der Fassade soll ein Text der aktuellen Preisträgerin des Alice Salomon Poetik Preises, Barbara Köhler, aufgetragen werden. Rektor Uwe Bettig erklärte, nach dem Beschluss des Akademischen Senats vom Januar stelle die Hochschule den Poetik-Preisträgern die Südfassade alle fünf Jahre für die Darstellung ihrer Kunst zur Verfügung.
Das Köhler-Gedicht nehme die Debatte um die Neugestaltung der Fassade inhaltlich auf. Auch seien einzelne Buchstaben von "avenidas" als Auslassungen in die Buchstaben des neuen Gedichtes verwoben. Die spanische Originalfassung des Gomringer-Gedichts lautet übersetzt: "Alleen / Alleen und Blumen / Blumen / Blumen und Frauen / Alleen / Alleen und Frauen / Alleen und Blumen und Frauen und / ein Bewunderer".