Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, wirft der CSU eine einseitige Positionierung in der Flüchtlingspolitik vor. "In den letzten Monaten hat man aus der CSU im Hinblick auf die Flüchtlingspolitik immer nur davon gehört, wie man Flüchtlinge von uns fernhalten kann", sagte Bedford-Strohm der "Welt" (20. Juli). "Davon, dass wir auch eine humanitäre Verpflichtung zur Aufnahme haben, war wenig die Rede."
Hierüber sei es zwischen der Kirche und der Partei zu Auseinandersetzungen gekommen: "Es hat kontroverse Gespräche mit CSU-Politikern über die Art gegeben, in der mit dem Thema Migration in der Öffentlichkeit umgegangen wurde", sagte der bayerische Landesbischof. Manche Äußerungen hätten Anlass zu der Sorge gegeben, dass die Empathie verloren geht. Bedford-Strohm betonte: "Es darf nie aus dem Blick geraten, dass es sich bei den Flüchtlingen um Menschen handelt, von denen wir als Christen sagen, dass sie zum Bilde Gottes geschaffen sind."
Auch innerhalb der CSU, insbesondere in kirchlich engagierten Kreisen, sei zu Recht beklagt worden, dass in den vergangenen Monaten der Grundton in der öffentlichen Debatte verändert worden sei, um Wähler der AfD zurückzugewinnen, fügte Bedford-Strohm hinzu. "Das aber hat sich nicht nur als erfolglos erwiesen, sondern war auch inhaltlich unangemessen."
Der EKD-Ratsvorsitzende betonte, er bejahe "die Notwendigkeit zur Steuerung der Migration". Aber diese entbinde nicht von der Verantwortung für die Menschen, die sich in Not befinden. "Daher geht es nicht, dass man die Menschen an den Grenzen abweist, ohne klare Regelungen vereinbart zu haben, was mit ihnen dann passiert."